Russland stoppt Stromlieferungen nach Finnland

Inmitten der Spannungen wegen eines möglichen NATO-Beitritts Finnlands stellt Russland seine Stromlieferungen in das Nachbarland wegen ausstehender Zahlungen ab heute ein. Das teilte das Energieunternehmen RAO Nordic Oy mit. Das in Helsinki ansässige Tochterunternehmen des russischen Konzerns InterRAO erklärte gestern, es gebe keine Möglichkeit, die Rechnungen für die Stromimporte zu bezahlen.

„Diese Situation ist außergewöhnlich und zum ersten Mal in unserer über zwanzigjährigen Handelsgeschichte eingetreten“, hielt das Unternehmen fest. Es hoffe, dass sich die Lage „bald“ bessere und der Handel wieder aufgenommen werden könne.

Finnland hatte zuvor erklärt, man wolle angesichts des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine „unverzüglich“ einen Antrag auf Beitritt zur NATO stellen. Nach Jahrzehnten der militärischen Bündnisneutralität ist das für Helsinki ein grundsätzlicher verteidigungspolitischer Richtungswechsel.

Skepsis und Beifall zu geplantem NATO-Beitritt

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte daraufhin, Russland würde eine finnische Mitgliedschaft in dem westlichen Militärbündnis „definitiv“ als Bedrohung ansehen. Das russische Außenministerium erklärte, Moskau sehe sich gezwungen, darauf „militärisch-technisch und auf andere Weise“ zu reagieren.

Kritisch äußerte sich auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. „Derzeit beobachten wir die Entwicklungen bezüglich Schweden und Finnland, aber wir haben keine positive Meinung dazu“, sagte Erdogan. Die Türkei ist Mitglied der Verteidigungsallianz und müsste einer Erweiterung zustimmen.

Die US-Regierung spricht sich dagegen für einen NATO-Beitritt der nordischen Länder aus. Ein formeller Mitgliedsantrag der beiden Länder wäre ein „weiterer Beweis für die strategische Fehlkalkulation“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin, hieß es aus dem US-Außenministerium.

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