Erste Parlamentswahl im Libanon nach Explosionskatastrophe

Erstmals seit der Explosionskatastrophe im Hafen der Hauptstadt Beirut im August 2020 wählen die Libanesen heute ein neues Parlament. Angesichts einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise hoffen vor allen viele jüngere Wählerinnen und Wähler auf ein gutes Abschneiden oppositioneller Kandidaten. Fast vier Millionen Menschen sind aufgerufen, die 128 Mitglieder des Abgeordnetenhauses zu bestimmen. Erste vorläufige Ergebnisse könnte es es morgen Abend geben.

Das Land am Mittelmeer leidet seit mehr als zwei Jahren unter der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seiner Geschichte. Nach UNO-Angaben leben rund drei Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Im Alltag kämpfen die Menschen mit Mangelversorgung. So haben die meisten Haushalte nur wenige Stunden am Tag Strom.

Wegen des Wahlsystems gelten die Chancen auf einen größeren Wandel jedoch als gering. Fachleute rechnen damit, dass die mit dem Iran verbündete schiitische Hisbollah ihre ohnehin starke Stellung festigen kann. Deutlich größer als bei früheren Wahlen ist die Zahl oppositioneller Kandidaten. Viele von ihnen gehen aus den Massendemonstrationen hervor, die 2019 ausgebrochen waren. Sie richteten sich vor allem gegen die weit verbreitete Korruption.

Das politische System des Libanon ist bestimmt durch ein fragiles Gleichgewicht der Konfessionen. Staatsoberhaupt ist immer ein Christ, Regierungschef ein Sunnit und Parlamentspräsident ein Schiit.