Ein Mann mit zwei Kindern und Koffer steht auf einem Bahnhof vor einem ÖBB-Zug
ORF.at/Christian Öser
Nach Kundenärger

ÖBB geloben Aufstockung bei Zügen

Die ÖBB haben auf die steigende Nachfrage nach Bahnreisen reagiert und stocken ihr Angebot rund um die kommenden Feiertage deutlich auf. Auf der West- und der Südstrecke werden zusätzliche Züge und teilweise doppelte Garnituren eingesetzt. Zuletzt haben sich die Beschwerden rund um Zugsfahrten gehäuft, gerade wegen Überfüllung.

Weil man rund um die Feiertage Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam ein „sehr starkes Fahrgastaufkommen“ erwarte, habe man die Kapazitäten „bestmöglich“ erweitert und setze zusätzliches Personal ein, teilten die ÖBB am Mittwoch mit. Das Angebot werde um Tausende Sitzplätze aufgestockt, dennoch könne bei bestimmten Verbindungen die Nachfrage das Angebot weiterhin übersteigen.

Sollten zu viele Reisende im Zug sein, könne das im „Ausnahmefall“ dazu führen, dass die Zugsfahrt „aus sicherheitstechnischen Gründen“ unterbrochen werde und Reisende ohne Sitzplatz bzw. entsprechende Reservierung den Zug verlassen müssen, so die ÖBB weiter. Daher empfehle man eine entsprechende Reservierung gerade auf den beliebtesten Verbindungen – auch für Besitzer und Besitzerinnen eines Klimatickets.

Ein Paar in Wanderkleidung auf einem Bahnhof vor einem ÖBB-Railjet-Zug
ÖBB/Harald Eisenberger
Zu den Feiertagen wird auf den Zugsstrecken sehr viel Verkehr erwartet

Zuletzt mehrten sich Beschwerden, dass überfüllte Züge auch tatsächlich geräumt werden. ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder erklärte dazu, dass in den vergangenen Wochen wieder mehr Menschen mit dem Zug fahren würden, die ÖBB würden aber genügend Kapazitäten über den Tag verteilt anbieten. Wenn Fahrgäste Züge nicht freiwllig räumen, kann dazu laut Sprecher auch die Polizei geholt werden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Nur ein Bruchteil der Züge wurde zu Ostern geräumt

Es könne zu Stoßzeiten, besonders an starken Reisetagen wie Ostern oder Pfingsten, zu Überfüllungen kommen, so Rieder weiter. Man habe zwar auch schon zu Ostern mehr Kapazitäten angeboten, das sei aber teilweise zu wenig gewesen. Bei 0,3 Prozent der Züge habe es daher die Aufforderung an manche Fahrgäste gegegeben, den jeweiligen Zug zu verlassen, so Rieder gegenüber Ö1.

Gefragt nach den Regeln, wann ein Zug als überfüllt und zu räumen gilt, gab Rieder an, dass die Zugsbegleiter und Zugsbegleiterinnen jederzeit Zugang zu den relevanten Bereichen eines Zugs haben müssten, etwa zu den Feuerlöscher und den Notsprechstellen. Wenn das nicht möglich sei, sei auch die Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Eine konkrete Zahl nannte er nicht.

Kein Anstieg bei Beschwerden

Von der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte hieß es, dass es bisher keinen signifikanten Anstieg bei Schlichtungsanträgen im Bahnbereich gab – allerdings würden Fälle erst zeitverzögert eintreffen, weil Fahrgäste zuerst versuchten müssten, sich mit dem betreffenden Unternehmen zu einigen. 2021 und im laufenden Jahr seien vier Schlichtungsanträge zum Thema Zugsräumung bei der Agentur eingegangen.

Bei der Interessenvertretung Pro Bahn in Tirol gab man zu bedenken, dass es schon vor der Pandemie mitunter dazu kam, dass man in Züge wegen Überfüllung nicht mehr einsteigen konnte – das habe sich im Zuge der Pandemie natürlich geändert. Ob die aktuelle Lage mit der Einführung des Klimatickets zusammenhänge, könne man jetzt noch nicht sagen, schließlich seien viele Menschen weiterhin im Homeoffice, und das werde sich womöglich auch so schnell nicht ändern, so Martin Teißl, auch Sprecher des Arbeitskreises Fahrgast Tirol.

Entsprechend würden auch die ÖBB wohl erst austarieren müssen, auf welcher Strecke und wann genau es mehr Kapazitäten brauche. Zudem werde sich auch erst zeigen, wie viele Menschen aufgrund der aktuellen Teuerung sich überhaupt eine hohe Mobilität bzw. einen Urlaub leisten können.

ÖBB kämpfen mit überfüllten Zügen

Mehr Menschen fahren wieder mit dem Zug. Wer jedoch keinen Sitzplatz reserviert hat, muss einen überfüllten Zug unter Umständen verlassen. So soll es bereits zur Räumung von ganzen Zügen durch die Polizei gekommen sein.

Ende April hieß es von den ÖBB, dass 2021 wieder mehr Gäste als 2020 transportiert wurden, wenn auch noch deutlich unter dem Vorpandemieniveau 2019: Damals wurden 266,7 Mio. Personen auf der Schiene befördert, 2020 162,8 Mio und 2021 187,6 Mio. Im Zuge der Jahresbilanz gaben die ÖBB Ende April auch bekannt, bis 2027 unter Mithilfe des Bundes insgesamt 28 Mrd. Euro in den Bahnausbau investieren zu wollen, darunter in erneuerbare Energie, aber auch vier Mrd. Euro in neue Züge. Die ÖBB waren für Nachfragen vorerst nicht erreichbar.