Bericht: Planlosigkeit in Kabul vor Taliban-Machtübernahme

Misstrauen und Chaos haben einem US-Bericht zufolge in der Regierung und beim Militär Afghanistans vor der Machtübernahme der Taliban geherrscht. Der wichtigste Faktor für den Zusammenbruch des afghanischen Militärs sei die Abzugsentscheidung der USA gewesen, hieß es in einer heute veröffentlichten Untersuchung des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan.

Aufgrund der Abhängigkeit der afghanischen Streitkräfte von den US-Amerikanern und -Amerikanerinnen sei deren Moral zerstört worden.

Wechsel schwächten Befehlskette

Darüber hinaus habe es die afghanische Regierung versäumt, eine nationale Strategie und einen Plan für die landesweite Sicherheit nach dem Abzug der US-Truppen zu entwickeln, hieß es weiter. Der damalige afghanische Präsident Ashraf Ghani habe stattdessen häufig die Militärführung gewechselt.

Er beförderte dem Bericht zufolge Militärs, die er als loyal betrachtete. Gleichzeitig seien gut ausgebildete Offiziere ausgegrenzt worden. Die ständigen Wechsel hätten Befehlsketten und Vertrauen geschwächt.

Ghani misstraute US-Regierung

Niedrige Gehälter, schlechte Logistik, die zu Lebensmittel-, Wasser- und Munitionsknappheit führte, sowie korrupte Kommandeure – all das habe die Moral des afghanischen Militärs weiter geschwächt. Die Hauptursache sei aber die mangelnde Unterstützung des Militärs durch die afghanische Regierung gewesen, schlussfolgert der Bericht.

Außerdem habe Präsident Ghani der US-Regierung misstraut, nachdem der damalige US-Präsident Donald Trump ein Abkommen mit den Taliban schloss. Ghani habe daraufhin vermutet, dass die USA ihn entmachten wollten.