Moskau meldet „vollständige Befreiung“ von Asow-Stahl-Werk

In der ukrainischen Hafenstadt Mariupol haben sich nach russischen Angaben nun alle Kämpfer in dem belagerten Asow-Stahl-Werk ergeben. Die Industriezone und die Stadt seien damit vollständig unter russischer Kontrolle, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau gestern Abend mit. Es seien insgesamt 2.439 ukrainische Soldaten seit dem 16. Mai in russische Gefangenschaft gekommen. Das Werk war das letzte Stück der strategisch wichtigen Stadt im Südosten der Ukraine, das noch nicht komplett unter russischer Kontrolle gewesen war.

Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe Präsident Wladimir Putin von der „vollständigen Befreiung des Werks und der Stadt Mariupol“ berichtet. Gestern kam nach Angaben des Ministeriums die letzte Gruppe von 531 Kämpfern in Gefangenschaft, hieß es in der Mitteilung der Behörde. Die Industriezone war seit dem 21. April von russischen Truppen blockiert gewesen.

Asowstahlwerk
AP

Schon zuvor hatte der Kommandeur des Asow-Regiments, Denys Prokopenko, in einem Video die Kapitulation eingestanden. „Die Armeeführung hat den Befehl gegeben, die Verteidigung der Stadt einzustellen“, sagte Prokopenko. Damit sollten Leben und Gesundheit der Soldaten der Garnison geschützt werden. Moskauer Angaben zufolge wurde der Kommandeur in einem speziellen gepanzerten Fahrzeug abtransportiert.

Russischer Vormarsch im Donbas

Die russischen Truppen erreichten unterdessen nach eigenen Angaben weitere Etappenziele in der Ukraine. Der Vormarsch im östlichen Donbas-Gebiet sei erfolgreich und die „Befreiung“ der von Moskau anerkannten Luhansker „Volksrepublik“ nähere sich dem Abschluss, sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

Die russischen Streitkräfte konzentrierten nach eigenen Angaben ihre Luftangriffe auf das frontnahe Hinterland der Ukraine. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau wurden mehrere Ortschaften in den Gebieten Donezk und Charkiw attackiert.

Moskau dreht Helsinki Gashahn zu

Unterdessen wurde bekannt, dass Russland heute Früh die Gaslieferungen nach Finnland einstellt. Zuvor hatte der finnische Konzern mitgeteilt, Forderungen von Gasprom Export, die Zahlungen in Rubel zu begleichen, nicht zu akzeptieren.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf gestern Abend den russischen Truppen den Beschuss eines Kulturzentrums im Osten vor und griff Moskau dafür scharf an. Bei der Attacke in der Stadt Losowa seien sieben Menschen verletzt worden, darunter ein Kind, so Selenskyj.

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