Queen Elizabeth II
picturedesk.com/AFP/Jack Hill
Queen-Platin

Megaparty mit Prunk, Parade und Popstars

Das 70-jährige Thronjubiläum der Queen soll in Großbritannien in den kommenden Tagen groß gefeiert werden – mit einem langen Wochenende voller Feste und einem Konzert mit internationalen Topstars. Mit 96 Jahren ist Elizabeth II. nicht nur die am längsten herrschende, sondern gleichzeitig die weltweit älteste regierende Monarchin. Die Festivitäten sollen aber auch die Monarchie bestärken, die bei Jüngeren zunehmend in Verruf gerät.

Von 2. bis 5. Juni wird das 70-jährige Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. begangen, sogar einen zusätzlichen freien Tag gibt es dafür. Das besondere verlängerte Wochenende beginnt an einem Donnerstag: Am Vormittag des 2. Juni (11.00 Uhr Ortszeit, 12.00 Uhr MESZ) findet die traditionelle Militärparade „Trooping the Colour“ zum Geburtstag der Königin statt.

An der Parade sollen mehr als 1.400 Soldaten, 400 Musiker und 200 Pferde teilnehmen, wie es auf einer offiziellen Homepage der britischen Regierung zum Thronjubiläum heißt. Heuer sollen zudem 70 Flugzeuge und Helikopter der Streitkräfte den Buckingham-Palast überfliegen. Am 3. Juni soll in der Londoner St. Paul’s Cathedral im Rahmen eines Dankgottesdienstes die größte Kirchenglocke des Landes aus dem Jahr 1882 erklingen.

Parade „Trooping the Colour“ in London
APA/AFP/Tolga Akmen
Die „Trooping the Colour“-Zeremonie wird jedes Jahr anlässlich des Geburtstags der Monarchin veranstaltet

Spezielles Interesse gilt stets dem Moment, wenn sich die königliche Familie auf dem Balkon des Schlosses zeigt. Die Teilnahme ist in diesem Jahr allerdings auf die für das Königshaus arbeitenden Familienmitglieder beschränkt. Deshalb werden laut Medienberichten weder Prinz Andrew, der wegen Missbrauchsvorwürfen in Verruf geratene zweitälteste Sohn der Queen, noch ihr Enkel Prinz Harry und dessen Frau Herzogin Meghan anwesend sein.

„Platin-Party“ mit großen Musikstars als Highlight

Am Samstag, 4. Juni, wird die als große Pferdeliebhaberin geltende Königin gemeinsam mit anderen Mitgliedern ihrer Familie zu einem Derby in Epsom Downs erwartet. Highlight des Tages dürfte aber die von der BBC veranstaltete „Platin-Party“ beim Buckingham-Palast werden. Neben Queen mit Sänger Adam Lambert werden zu dem Megaevent unter anderen die US-Sängerinnen Alicia Keys und Diana Ross erwartet.

Britische Musikstars wie Rod Stewart, Duran Duran, Craig David und Sam Ryder, der gerade erst Zweiter beim Eurovision Song Contest wurde, stehen ebenso auf der Teilnehmerliste wie Startenor Andrea Bocelli und der oscargekrönte Filmmusikproduzent Hans Zimmer. Es soll laut der BBC drei Bühnen geben, zweieinhalb Stunden Show und auf die Fassade der königlichen Residenz sollen 3D-Projektionen gestrahlt werden. Laut einem Bericht der „Daily Mail“ plant Popstar Ed Sheeran, seinen Hit „Perfect“ als Tribut für die Queen und ihren kürzlich verstorbenen Mann Prinz Philip zu performen.

Souvernir Artikel zum Platin Jubiläum von Queen Elizabeth II
AP/Matt Dunham
Die Royals lassen sich gut verkaufen: Die „Firma“ Windsor bringt dem Staat jährlich bis zu 2,3 Milliarden Euro ein

Der Sonntag steht dann im Zeichen von Straßenpartys im ganzen Land, aber auch anderswo auf der Welt. Außerdem soll es einen großen Festzug zum Jubiläum geben, der „ikonische Momente der Regentschaft der Queen“ zum Leben erwecken und die sich wandelnde Gesellschaft in den vergangenen 70 Jahren präsentieren werde. Allein daran sollen rund 10.000 Menschen beteiligt sein.

Royale Hunde, Münzen und Stonehenge

Neben den traditionellen Feierlichkeiten zollen die Britinnen und Briten der Monarchin aber auch auf eine besonders originelle Art Tribut: So ist etwa pünktlich zum 70. Thronjubiläum wieder das Interesse an der liebsten Hunderasse der Queen gestiegen. 2021 wurden landesweit 1.223 Welpen der Rasse Pembroke Welsh Corgi registriert – so viele wie seit fast 30 Jahren nicht mehr, wie der Dachverband der britischen Hundezüchtervereine, The Kennel Club, am Montag mitteilte.

Merchandise zum 70. Thronjubiläum

Zum Platinjubiläum von Königin Elizabeth II. werden zahlreiche Produkte mit ihrem Gesicht verkauft. Besonders beliebt sind Häferln, Teller und eine kleine, winkende Mini-Queen.

Mit ihrer größten je hergestellten Münze würdigt auch die britische Münzprägeanstalt Royal Mint das Thronjubiläum der Queen. Die 15 Kilogramm schwere Münze hat einen Wert von 15.000 Pfund (17.600 Euro) und 220 Millimeter Durchmesser. Sie sei von einem privaten britischen Sammler in Auftrag gegeben worden, der anonym bleiben wolle, teilte die Royal Mint in Llantrisant in Südwales mit.

Und auch am Land, abseits des Städtetrubels, kommt man an den Feierlichkeiten aktuell nicht vorbei: Als „magische Verschmelzung von Geschichte und Prunk“ bezeichnete etwa die „Daily Mail“ die Projektionen der Queen, die zurzeit die Steine der bekannten Sehenswürdigkeit Stonehenge schmücken.

Queen Projektionene auf den Steinen in Stonehenge
AP/Jim Holden
Jedes Jahrzehnt Regentschaft wird durch ein Bild auf einem Stein in Stonehenge repräsentiert

Feiern gegen den Monarchieverdruss

Hinter all den Attraktionen verbirgt sich laut „Washington Post“ aber auch eine andere Intention des Königshauses: Man wolle zeigen, dass die königliche Familie mit der Zeit Schritt gehalten habe – und vergangene Skandale ihrer Popularität nicht geschadet haben.

Gerade bei jüngeren Menschen zeichnet sich in Umfragen eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Monarchie ab. Eine YouGov-Umfrage für die Kampagnenorganisation Republic ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten kein Interesse an dem Jubiläum hat. „Das mangelnde Interesse im ganzen Land und in allen Altersgruppen unter 65 Jahren zeigt, dass die Zukunft der Monarchie ernsthaft infrage steht“, so Graham Smith von Republic.

„Die Monarchie wird nicht gewählt, also ist die einzige Möglichkeit, die Zustimmung des Monarchen zu demonstrieren, nicht die Wahlurne, sondern die Menschen, die auf die Straße gehen“, sagte Robert Lacey, der historische Berater der Serie "The Crown″, gegenüber der „Washington Post“. „Und wenn der Monarch auf dem Balkon auftaucht und winkt und niemand ist da, dann ist das ein ziemlich endgültiges Urteil über die Monarchie.“ Dieses Problem besteht bei der Queen laut Lacey nicht: Die Leute könnten es kaum erwarten, sie zu bejubeln.

Queen Elizabeth II im Jahr 1953
APA/AFP
Bei ihrer Krönung im Jahr 1953 war die Königin gerade 27 Jahre alt und galt als Neuanfang für ein zerfallendes Empire

Queen als Garant für Stabilität

„Während das Vereinigte Königreich sein 70-jähriges Thronjubiläum feiert, ist Königin Elisabeth II. zum Grundpfeiler in der Architektur des Landes geworden, zu einem soliden und unverrückbaren Teil, der das Selbstbild des Landes aufrechterhält“, kommentierte die BBC kürzlich die große Beliebtheit der Queen. Während ihrer sieben Jahrzehnte auf dem Thron galt sie als Symbol der Stabilität, gerade dann, wenn Großbritannien soziale, wirtschaftliche und politische Veränderungen erlebte – einschließlich des Endes des Britischen Empires.

Zunehmende Sorge bereitet jedoch die gesundheitliche Verfassung der Regentin. Die 96-Jährige hatte zuletzt aus gesundheitlichen Gründen immer wieder Termine abgesagt – wegen „episodischen Mobilitätsproblemen“, wie es der Buckingham Palace nennt. Über ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten werde erst am Tag der Veranstaltung selbst entschieden, teilten die königlichen Beamten mit. Zuletzt war sie etwa der feierlichen Parlamentseröffnung mit der „Queen’s Speech“ ferngeblieben.

Die Frage für das Haus Windsor sei nun, ob die Öffentlichkeit ihre Liebe zur Königin auch auf ihren Sohn und Erben, Prinz Charles, übertragen werde, wenn die Zeit gekommen sei, so die „Washington Post“. Als einzige Monarchin, die die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens kennengelernt haben, sei Queen Elizabeth II. zum Synonym für die Monarchie selbst geworden.