Wallner weist Vorwürfe im U-Ausschuss vehement zurück

Nach einer langwierigen und von Debatten geprägten Befragung eines Steuerprüfers wird derzeit der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) im U-Ausschuss befragt. Im Raum stehen der Vorwurf der Korruption im Zusammenhang mit Inseraten in der Zeitung des Vorarlberger Wirtschaftsbunds, der „Vorarlberger Wirtschaft“, sowie der Verdacht auf verdeckte Parteienfinanzierung. Außerdem sollen Steuern nicht ordentlich abgeführt worden sein, weshalb auch ein Finanzstrafverfahren bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch läuft – es gilt die Unschuldsvermutung.

Wie bereits am Vormittag ging es auch bei Wallners Befragung rasch los mit langwierigen Geschäftsordnungsdebatten. Die ÖVP geht davon aus, dass die Causa nicht im U-Ausschuss behandelt werden darf und macht wiederholt Einwände geltend. ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger kündigte gleich an, jede Frage einzeln auf ihre Zulässigkeit zu hinterfragen. Wallner darf sich wegen laufender Ermittlungen bei manchen Fragen entschlagen.

Markus Wallner beim ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss am 01.06.2022
ORF.at/Peter Pfeiffer

„Niemals Gegenleistung eingefordert“

Wallner sagte in seinem Eingangsstatement vor den Abgeordneten, dass die Vorwürfe falsch seien, „sie entbehren jeglicher Grundlage“, so der Landeshauptmann. Es gebe aber Klärungsbedarf auf drei Ebenen: steuerrechtlich, inhaltlich und moralisch.

Wallner wird nach einer eidesstattlichen Erklärung eines anonymen Unternehmers vorgeworfen, für Inserate in der Wirtschaftsbund-Zeitung geworben und dafür Gegenleistungen in Aussicht gestellt zu haben. Wallner wies das erneut vehement zurück: „Ich habe niemals für Amtsgeschäfte eine Gegenleistung eingefordert.“ Ob er je generell für Inserate geworben habe, daran könne er sich nicht erinnern.

Löschung von Daten auf dem Handy

Es sei ihm bewusst, so Wallner, dass politische Funktionäre eine besonders hohe Verantwortung tragen. In diesem Bewusstsein habe er auch stets alle seine Funktionen angelegt. Wenn es im Vorarlberger Wirtschaftsbund ein Fehlverhalten gegeben hat, so sei das klar aufzuzeigen. Die Vorwürfe würden nun auch auf mehreren Ebenen geprüft, und man werde „vollumfänglich“ kooperieren. Untersucht werde derzeit in einem Steuerprüfverfahren, durch eine interne Untersuchung (ihr Abschlussbericht werde in den nächsten Wochen erwartet) sowie durch die Staatsanwaltschaft. Wallner hoffte, dass so auch klar werde, von wem die eidesstattliche Erklärung stamme.

Zur kolportierten Löschung seiner Handydaten sagte Wallner, es habe sich lediglich um einen im Vorfeld geplanten Handytausch gehandelt. Was aktenrelevant sei, werde veraktet. Der Rest werde gelöscht, dazu sei man von der IT-Abteilung angehalten. Was aktenrelevant ist und was nicht, diese Beurteilung falle ihm selbst zu, so Wallner.

Gasthausrechnungen für den Wirtschaftsbund

Dass es Auszahlungen aus dem Topf der CoV-Hilfen an den Seniorenbund gab, hat Wallner laut eigener Aussage aus Medien erfahren. Dieser sei von ihm angehalten worden, „dringlich“ darüber zu beraten. Eine Letztentscheidung, ob es zu einer Rückzahlung kommt, gebe es aber noch nicht. Ob es auch CoV-Gelder für den Vorarlberger Wirtschaftsbund gab, konnte Wallner „nicht zu hundert Prozent ausschließen“, da er keinen Einblick in das operative Geschäft des Bundes habe. Er „geht aber davon aus“, dass das nicht der Fall war.

Für weitere Debatte sorgten Dokumente, die die grüne Fraktionsführerin Nina Tomaselli vorlegte. Demnach bezahlte der örtliche Wirtschaftsbund zwei Gasthausrechnungen von Feiern des ehemaligen Wirtschaftslandesrats Karlheinz Rüdisser. Es ging um Rechnungen in Höhe von rund 1.700 und 1.800 Euro. Diese Informationen seien ihm bisher unbekannt, so Wallner. Er könne daher auf die Schnelle auch keine Zusammenhänge herstellen. „Wenn Sie das wünschen“, so Wallner zu Tomaselli, werde er aber diesbezüglich die Compliance-Regeln prüfen. Auch schließe er nicht aus, selbst zu Abendessen eingeladen worden zu sein.

Geladen war für heute auch der ehemalige Wirtschaftsbund-Direktor Jürgen Kessler, er hat sein Kommen aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Morgen ist unter anderem Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) als Auskunftsperson bestellt. Der Vorarlberger war selbst früher Politischer Direktor im Wirtschaftsbund.