Gouverneur: Sjewjerodonezk zu 80 Prozent in russischer Hand

Die russischen Truppen erobern Gebäude für Gebäude die strategisch wichtige Industriestadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine.

Sie kontrollierten mittlerweile „80 Prozent der Stadt“, sagte Regionalgouverneur Serhij Gajdaj in der Nacht auf heute. Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj sagte, dass seine Soldaten in Luhansk mit der derzeit „schwierigsten Situation“ konfrontiert seien.

„Der Feind hat einen operativen Vorteil in Bezug auf die Artillerie“, räumte er laut Kiew in einem Telefongespräch mit seinem französischen Kollegen Thierry Burkhard ein. Er plädierte dafür, seine Truppen „so schnell wie möglich“ auf Waffentypen der NATO umzustellen. „Das würde Leben retten.“

Ukrainisches Militär meldet anhaltende Kämpfe

„Der Gegner führt Angriffe in der Ortschaft Sjewjerodonezk durch“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem aktuellen Lagebericht mit. Wie viele Bezirke der einstigen Großstadt die Ukrainer noch halten, ist unklar. Schon zuvor hatten die Russen das Stadtzentrum eingenommen.

Gefechte in den Vororten Bobrowe und Ustyniwka hätten den russischen Truppen trotz Unterstützung durch Granatwerfer aber keinen Erfolg gebracht, hieß es nun im Lagebericht.

Dafür räumen die ukrainischen Militärs der russischen Offensive in Komyschuwacha zumindest „teilweise Erfolg“ ein. Die städtische Siedlung liegt südlich der Großstadt Lyssytschansk, dem nächsten Etappenziel der Russen. Lyssytschansk und Sjewjerodonezk werden nur durch den Fluss Siwerskyj Donez getrennt.

„Situation im Osten wirklich schwierig“

Die Ukraine hofft auf die kürzlich vom US-Präsidenten Joe Biden versprochenen Mehrfachraketenwerfer, die eine größere Reichweite und Präzision versprechen.

„Die Situation im Osten ist wirklich schwierig“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem US-Sender Newsmax in einem gestern veröffentlichten Interview. „Wir verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten, die im Kampf getötet werden, und etwa 500 werden verwundet.“