Indien: Frauen müssen metertief in Brunnen klettern

„Regierungsangestellte und politische Führer kommen nur bei Wahlen. Diesmal haben wir beschlossen, erst dann zu wählen, wenn wir eine ordentliche Wasserversorgung haben.“ Das sagen die Bewohnerinnen und Bewohner in einem Dorf im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh, in dem die Wasserversorgung nur noch über eine tägliche lebensgefährliche Kletterpartie aufrechterhalten werden kann.

Um die mehrere Kilometer von der Ortschaft Ghusiya entfernten Brunnen zu erreichen, wartet auf die Bevölkerung nicht nur ein täglicher langer Fußmarsch. Wegen einer mittlerweile seit Jahren anhaltenden Wasserkrise sind die Tiefbrunnen in den Sommermonaten nahezu ausgetrocknet: Um an das verbliebene Wasser zu gelangen, muss die Dorfbevölkerung noch metertief und ungesichert die Brunnenwand hinabklettern.

Ghusiya ist nicht die einzige indische Ortschaft mit einer prekären Wasserversorgung – vielmehr eskaliert die Wasserkrise landesweit: Bereits vor Jahren veröffentlichte das National Institute for Transforming India Aayog (NITI Aayog) einen Bericht, laut dem in Indien jährlich 200.000 Menschen sterben, weil sie keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser habe.

Eine Entspannung war seitdem nicht in Sicht – ganz im Gegenteil: In Indien und Pakistan leiden die Menschen seit Wochen unter einer beispiellosen Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad.