Verletzte bei Protesten in Südkaukasus-Republik Armenien

In der Südkaukasus-Republik Armenien sind bei Protesten gegen Regierungschef Nikol Paschinjan mehrere Menschen verletzt und einige Demonstranten vorübergehend festgenommen worden. In der Hauptstadt Eriwan kam es gestern Abend zu Zusammenstößen von Regierungsgegnern mit der Polizei. Etwa 20 Menschen, unter ihnen Polizeibeamte, wurden verletzt und mussten behandelt werden, wie eine Sprecherin der Universitätsklinik mitteilte.

Die Menschen waren vor die Residenz Paschinjans gezogen. Sie beschimpften ihn als „Verräter“ und forderten seinen Rücktritt. Die Demonstrationen dauern bereits seit Mitte April an. Die Proteste richten sich gegen Paschinjans Politik in Bezug auf die zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittene Region Bergkarabach. Die Demonstranten werfen ihm vor, das Land Stück für Stück zu verkaufen.

Ein Großteil des zuvor von Armenien kontrollierten Gebiets ist nach einem Krieg beider Länder im Herbst 2020 an Aserbaidschan gefallen. Das hat eine schwere politische Krise in Armenien ausgelöst. Obwohl Paschinjan im vergangenen Jahr eine Neuwahl gewinnen konnte, kommt das Land nicht zur Ruhe. Viele Armenier werfen ihm nach wie vor eine Niederlage in dem Krieg vor. Beobachter erwarten, dass es erneut zu einer Neuwahl kommen könnte.

Armenien strebt nun unter internationaler Vermittlung, unter anderem von Russland, ein Friedensabkommen mit dem verfeindeten Nachbarland Aserbaidschan an. Bisher wird ein Waffenstillstand zwischen Aserbaidschanern und Armeniern von russischen Soldaten in der Bergregion überwacht. Während sich Aserbaidschan von der Türkei unterstützt sieht, verlässt sich Armenien auf Russland als Schutzmacht. Seit dem Ende der Kämpfe kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen an der Grenze.