Vertuschungsvorwürfe in französischem AKW werden untersucht

Die französische Justiz hat Vorermittlungen wegen des Verdachts auf das Vertuschen von Zwischenfällen im Atomkraftwerk Tricastin aufgenommen. Untersucht werde etwa ein Dutzend mutmaßlicher Verstöße, unter anderem das Nichtanzeigen von Zwischenfällen, die Gefährdung von Menschen sowie Betrug, wie die Agentur AFP aus Ermittlerkreisen in Marseille erfuhr.

Ein leitender Mitarbeiter des südfranzösischen Atomkraftwerks Tricastin hatte im Oktober 2021 Klage gegen den Betreiber EDF eingereicht.

EDF und die Atomaufsicht äußerten sich nicht dazu. Der Mitarbeiter hatte nach Angaben seiner Anwälte vergeblich versucht, seinen Arbeitgeber EDF und das Umweltministerium auf die Missstände aufmerksam zu machen. Seine Anwälte sprachen von „gravierenden Funktionsstörungen mit Blick auf die Sicherheit und den Umweltschutz“.

Überschwemmung und Überproduktion

Der EDF-Mitarbeiter nannte als Beispiele eine Überschwemmung im August 2018 und eine Überproduktion im Juni 2017, die entweder nicht angezeigt oder deren Bedeutung „heruntergespielt“ worden sei. Nach Angaben seiner Anwälte war er wegen seiner Hinweise und seiner Weigerung, sich an der Verschleierung mancher Vorfälle zu beteiligen, im Rang zurückgestuft worden. Er klagt auch wegen Mobbings am Arbeitsplatz.

Atomaufsicht sieht keine Hinweise

Die Atomaufsicht hatte erklärt, dass sie bei ihren Kontrollen keine Hinweise auf Vertuschungen bemerkt habe. Tricastin ist seit 1980 am Netz und gehört zu den ältesten Atomkraftwerken Frankreichs. Derzeit sind zwölf der landesweit 56 Atomkraftwerke wegen festgestellter oder vermuteter Korrosionsprobleme abgeschaltet.

Wegen der Hitzewelle in den vergangenen Wochen mussten zudem zwei Atomkraftwerke teilweise gedrosselt werden, weil das erwärmte Kühlwasser wegen des niedrigen Wasserstands in den Flüssen nicht abgeleitet werden durfte.