Sprecherin: Nawalny an unbekannten Ort gebracht

Kreml-Gegner Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Sprecherin aus der Strafkolonie abtransportiert und an einen „unbekannten Ort“ gebracht worden. Nawalnys Anwalt, der ihn heute besuchen wollte, sei mitgeteilt worden, dass es keinen Häftling Nawalny gebe. „Wir wissen nicht, wo Alexej jetzt ist und in welche Kolonie sie ihn bringen“, schrieb Kira Jarmysch auf Twitter.

Hauptaufgabe, „ihn so schnell wie möglich zu finden“

Weder Nawalnys Anwälte noch seine Angehörigen seien über dessen Verlegung informiert worden, so Jarmysch weiter. Es habe Gerüchte gegeben, dass er in die Hochsicherheitskolonie „Melechowo“ verlegt werden sollte, „aber es ist unmöglich zu wissen, wann (und ob) er tatsächlich dort ankommen wird.“

Und weiter: „Das Problem mit seiner Verlegung in eine andere Kolonie ist nicht nur, dass die Hochsicherheitskolonie viel gefährlicher ist. Solange wir nicht wissen, wo Alexej sich aufhält, bleibt er dem System ausgeliefert, das bereits versucht hat, ihn zu töten. Unsere Hauptaufgabe besteht also darin, ihn so schnell wie möglich zu finden.“ Laut einem Bericht des „Spiegel“ informierte auch Nawalnys Büroleiter Leonid Wolkow auf Telegram über den Abtransport.

Justiz als „Instrument der Willkür“

Der Oppositionspolitiker hat im Sommer 2020 nur knapp einen Giftanschlag überlebt und sitzt seit Anfang des Jahres in russischer Lagerhaft. Er gilt als einer der schärfsten Kritiker von Putin. Nawalny hat sich mit Enthüllungen über Korruption und Machtmissbrauch im russischen Staatsapparat mächtige Feinde gemacht.

Seine Antikorruptionsstiftung wurde in Russland als extremistisch eingestuft. Die Justiz in Moskau steht im Ruf, vom Kreml gesteuert zu sein. Menschenrechtler und -rechtlerinnen sprechen von einem Instrument der Willkür, um die Opposition mundtot zu machen.