Merkel: Flüchtlingskrise als emotionalste Phase der Amtszeit

Die frühere deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in einem Interview ausführlich zu ihren letzten Monaten im Amt und den aktuellen Konflikten mit Russland geäußert und gleichzeitig Freude über ihre neue Rolle als Privatmensch gezeigt. „Ich war schon ganz schön geschafft“, sagte Merkel heute gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Nun fühle sie sich frei.

Merkel verteidigte ihre Entscheidungen zum Bau der Ostsee-Gasleitung „Nord Stream 2“ nach Russland. „Ich habe nicht an Wandel durch Handel geglaubt, aber an Verbindung durch Handel, und zwar mit der zweitgrößten Atommacht der Welt“, sagte die CDU-Politikerin, die von 2005 bis 2021 deutsche Kanzlerin war.

Schwindender Einfluss auf Putin

Es sei aber keine einfache Entscheidung gewesen. Die deutsche Wirtschaft hatte sich damals jedoch für den Gastransport aus Russland entschieden, weil das ökonomisch billiger war, als Flüssiggas aus arabischen Staaten oder später aus den USA zu beziehen.

Merkel räumte ein, dass ihr Einfluss auf Kreml-Chef Wladimir Putin kurz vor ihrem Amtsende schwand. „Es war ja klar, dass ich nicht mehr lange im Amt sein würde, und so muss ich einfach feststellen, dass verschiedene Versuche im vorigen Jahr nichts mehr bewirkt haben“, sagte sie. Putin sei nicht mehr zu einem Gipfeltreffen im Normandie-Format mit Vertretern Russlands, der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs bereit gewesen.

Flüchtlingskrise „emotionalste Phase“

Die „emotionalste Phase“ im Amt sei für sie rückblickend die Flüchtlingskrise gewesen, betonte Merkel. „2015/2016 war es eine extrem anstrengende Zeit, in der ich aber innerlich sehr gefestigt war.“ Sie verteidigte ihre – umstrittene – Entscheidung, die deutschen Grenzen nicht zu schließen, mit dem Verweis auf das „Christliche“ im Namen ihrer Partei sowie die Menschenrechte.

Generell habe sie ihre politische Zeit über gut 30 Jahre als eine große Ehre empfunden. Darüber sowie über ihre Kindheit und Jugend in der DDR werde sie mit ihrer langjährigen Büroleiterin Beate Baumann nun ein Buch schreiben.