London: Kampfmoral auf beiden Seiten leidet

Nach fast vier Monaten Krieg leidet laut Einschätzung britischer Geheimdienste die Kampfmoral auf beiden Seiten. Es gebe Desertionen und Widerstand gegen Befehle von Vorgesetzten, so die aktuelle Lageeinschätzung Londons. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mahnt unterdessen die westlichen Alliierten, man müsse sich darauf einstellen, dass der Krieg „Jahre“ dauern kann.

Die ukrainische Armee hat in den letzten Wochen „wahrscheinlich“ Desertionen erlebt, angesichts der seit Wochen andauernden schweren Kämpfe im Donbas. Auch die Kampfmoral der russischen Truppen „bleibt höchstwahrscheinlich weiterhin sehr mangelhaft“. Es gebe weiter Fälle, in denen „ganze russische Einheiten Befehle verweigern und sich Offiziere und Truppen bewaffnete Auseinandersetzungen liefern“.

Stoltenberg: Jahrelanger Krieg

NATO-Generalsekretär Stoltenberg rechnet unterdessen mit einem jahrelangen Krieg um die Ukraine. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass er Jahre dauern könnte“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Deshalb dürfe man nicht nachlassen in der Unterstützung der Ukraine gegen Russland. Die Kosten dafür seien hoch, weil die Militärhilfe teuer sei und die Preise für Energie und Lebensmittel steigen. Aber das sei kein Vergleich zu dem Preis, den die Ukraine jeden Tag mit vielen Menschenleben zahle.

„Zahlen sonst viel höheren Preis“

Wenn man dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht entschieden entgegentrete, „dann bezahlen wir einen viel höheren Preis“, sagte Stoltenberg. Auch nach Einschätzung des britischen Premierministers Boris Johnson muss sich der Westen auf einen langen Krieg einstellen. Das bedeute sicherzustellen, dass „die Ukraine schneller Waffen, Ausrüstung, Munition und Ausbildung erhält als der Eindringling“, schreibt er in einem Gastbeitrag für die Londoner „Sunday Times“.

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