Holocaust-Überlebende fordern Entfernung von Lueger-Denkmal

In der Debatte um das Wiener Karl-Lueger-Denkmal an der Ringstraße rufen nun neun Holocaust-Überlebende, unter ihnen Nobelpreisträger Eric Kandel und Schriftsteller Georg Stefan Troller, den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zum Handeln auf, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ gestern vorab. Am Montag gibt es dazu eine Pressekonferenz in Wien.

In einem offenen Brief, der an Bürgermeister Ludwig gerichtet ist, heißt es: „Es schmerzt uns, dass Karl Lueger, einer der prononciertesten Antisemiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, immer noch im Herzen Wiens geehrt wird. Wir sind der Überzeugung, dass der Platz umbenannt werden und das Ehrenmal entfernt werden muss. Die Untätigkeit der Stadt in dieser Sache – trotz lang anhaltender öffentlicher Debatte – ist beschämend.“

Neben Kandel und Troller schlossen sich auch in den USA oder in Israel lebende Holocaust-Überlebende an – darunter die Sozialwissenschaftlerin Riane Eisler, die Literaturwissenschaftlerinnen Lore Segal und Evelyn Torton Beck, der Künstler Fred Terna, der Schriftsteller Zvi Jagendorf und der Lyriker Elazar Benyoetz. Kurt Rosenkranz, der nach dem Einmarsch der Nazis mit seinen Eltern aus Österreich fliehen musste und 1946 zurückkehrte, gehört ebenfalls zu den Unterzeichnern.

Die Stadt Wien ist bisher gegen eine Entfernung des Denkmals und strebt eine „künstlerische Kontextualisierung“ an. Die inhaltlichen Kriterien für den geladenen Wettbewerb soll eine wissenschaftliche Kommission festlegen.