Ghislaine Maxwell
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Epsteins Helferin

20 Jahre Haft für Ghislaine Maxwell

Die Ex-Partnerin des verstorbenen US-Multimillionärs Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, soll wegen Sexualverbrechen 20 Jahre lang in Haft. Der Schuldspruch erfolgte bereits im Dezember, am Dienstag wurde das Strafmaß verkündet. Maxwell soll Epstein jahrzehntelang dabei unterstützt haben, Minderjährige zu missbrauchen.

Epsteins Verbrechen seien „entsetzlich“ und „abscheulich“, sagte Richterin Alison Nathan am Dienstag im New Yorker Gerichtssaal. Er hatte sich 2019 durch Suizid im Gefängnis seiner Strafe entzogen. Maxwell soll nun für die Taten, unter anderem Menschenhandel mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken, 20 Jahre ins Gefängnis. Zudem wurde sie zu einer Geldstrafe von 750.000 Dollar (713.000 Euro) verurteilt. Maxwell hatte bereits angekündigt, in Berufung zu gehen.

Das von Richterin Nathan für Maxwell gewählte Strafmaß lag wegen der besonderen Schwere der Taten leicht über der gesetzlich vorgeschlagenen Rahmenrichtlinie von bis zu 19 Jahren und sieben Monaten. Jedoch hatte die Staatsanwaltschaft weit über 30 Jahre gefordert – Maxwells Verteidigung dagegen unter fünf. Der Schmerz der Opfer tue ihr leid, sagte Maxwell dem Gericht. Dass sie Epstein getroffen habe, bereue sie mehr als alles andere.

Anklage schilderte Muster

Maxwell war bereits im Dezember von einer New Yorker Jury schuldig gesprochen worden. Sie galt als rechte Hand des bis in höchste US-Kreise vernetzten Geschäftsmanns und spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von Mädchen.

Jeffrey Epstein
AP/New York State Sex Offender Registry
Jeffrey Epstein

Im Prozess schilderte die Anklage, wie Maxwell sich mit jungen Mädchen anfreundete, von denen die jüngsten erst 14 Jahre alt waren. Sie ging mit ihnen ins Kino oder einkaufen und lieferte sie dann an den Multimillionär aus.

Demnach überredete sie die Teenagerinnen, zu Epsteins Anwesen in New York, Florida und New Mexico zu reisen und dem Multimillionär dort nackt Massagen zu geben, bevor sie missbraucht wurden. Teilweise habe sie sich am Missbrauch beteiligt. Das Urteil stützte sich zum großen Teil auf Aussagen von Zeuginnen und Zeugen.

Es floss viel Geld

Maxwell sei eine „raffinierte Sexualstraftäterin, die genau wusste, was sie tat“, sagte Staatsanwältin Alison Moe im Dezember in ihrem Schlussplädoyer. „Epstein mochte minderjährige Mädchen, er mochte es, minderjährige Mädchen zu berühren. Maxwell wusste das.“ Sie sei „der Schlüssel“ im System Epstein gewesen. Auch habe sie eine „Kultur des Schweigens“ aufgebaut, um die Taten geheim zu halten. Laut Staatsanwaltschaft wurde Maxwell dafür finanziell entlohnt: Zwischen 1999 und 2007 überwies ihr Epstein 30 Millionen Dollar.

„Es ist nie zu spät für die Wahrheit“

Die Klägerin von Ghislaine Maxwell ist mit dem Schuldspruch für die Ex-Partnerin des verstorbenen US-Multimillionärs Jeffrey Epstein zu 20 Jahren Haft zufrieden. „Es ist nie zu spät für die Wahrheit“, so Annie Farmer.

Maxwell ist die Tochter des legendären britischen Verlegers Robert Maxwell (1923-1991). Sie war Anfang der 1990er Jahre nach New York gekommen. Dort traf sie Epstein auf einer der zahlreichen Promipartys und war zeitweise mit ihm liiert. Epsteins Umfeld beschrieb ihre Rolle in seinem Leben als eine Mischung aus Angestellter und bester Freundin.

Wellen bis ins britische Königshaus

Das Interesse an dem Prozess war riesig. Auch am Dienstag, zur Verkündung des Strafmaßes, hatten sich neben vielen Schaulustigen wieder Dutzende Journalisten aus der ganzen Welt stundenlang vor dem Gericht in Downtown Manhattan gedrängt, um in den Saal eingelassen zu werden. Der Fall schlug in den USA auch deshalb hohe Wellen, weil der Unternehmer mit Prominenten wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump, dem Tech-Milliardär Bill Gates und dem britischen Prinzen Andrew bekannt war.

Epsteins Beziehungen zu Prominenten und sein Tod führten nicht nur zu zahlreichen Gerüchten und Verschwörungserzählungen, sondern auch zu einem Bruch innerhalb des britischen Königshauses. Andrew konnte einen Zivilprozess in den USA wegen Missbrauchsvorwürfen mit einem wohl millionenschweren Vergleich zwar stoppen, doch musste er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Andrews militärische Rangabzeichen wurden ihm aberkannt, auch auf die Anrede „Königliche Hoheit“ muss er verzichten. Die Rückkehr in den engeren Kreis der Royals gilt als kaum möglich.