Blick auf Verona
Getty Images/Flavio Vallenari
Dürre in Italien

Verona rationiert Trinkwasser

Verona in der Region Venetien rationiert wegen der anhaltenden Trockenheit in Italien den Trinkwasserverbrauch. Der Bürgermeister der Stadt habe aufgrund der Wetterlage und deren Folgen für die Wasserversorgung eine Verordnung unterzeichnet, „die den Trinkwasserverbrauch für private Zwecke beschränkt“, hieß es am Samstag auf der Website der Stadt.

Bis zum 31. August ist es den knapp 260.000 Bewohnerinnen und Bewohnern untersagt, Trinkwasser zur Bewässerung von Gärten und Sportanlagen sowie zum Autowaschen und zum Befüllen von Swimmingpools zu verwenden.

Bei Nichtbeachtung des Verbots drohe ein Bußgeld von bis zu 500 Euro. Ähnliche Maßnahmen wurden bereits in anderen Städten Italiens verordnet, Verona ist bisher die größte Stadt. Auch in Pisa unterzeichnete Bürgermeister Michele Conti eine ähnliche Anordnung: In der Stadt in der Toskana darf ab kommender Woche Trinkwasser nur noch im Haushalt verwendet werden.

Lombardei ruft Ausnahmezustand aus

Die Lombardei hat indes an die italienische Regierung einen Antrag auf Ausrufung des Notstandes wegen der Wasserkrise gestellt. „Die Wetterlage im Zeitraum November 2021/Juni 2022 hat zu einem allgemeinen Wasserdefizit geführt, das die Region dazu veranlasst hat, spezifische Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Landwirtschaft einzudämmen“, erklärte der lombardische Präsident Attilio Fontana in einem Schreiben an die Regierung.

Der stark ausgetrocknete Fluß Po in Italien
Reuters/Gabriele Pileri
Wegen des niedrigen Wasserstandes dringt Meerwasser immer weiter in die Flussmündung des Po ein

Um den Landwirtschaftssektor zu unterstützen, sei es notwendig und zwingend erforderlich, dass die derzeitige Bewässerung mindestens bis zum 15. Juli andauere, um die Ernte nicht zunichte zu machen. Die Lombardei hat bereits die benachbarte Region Trentino um fünf Millionen Kubikmeter Wasser gebeten. Das Wasser soll für die Landwirtschaft genutzt und aus den Stauseen Malga Bissina und Malga Boazzo im oberen Daone-Tal entnommen werden.

Mailand dreht Brunnen ab

Wegen der anhaltenden Trockenheit in Norditalien hat die Metropole Mailand bereits erste Brunnen abgedreht. In Italien herrschen schon länger hohe sommerliche Temperaturen bei gleichzeitig sehr geringen Niederschlägen. Der Fluss Po – der längste Strom Italiens – ist stellenweise ausgetrocknet.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Trotz einiger Niederschläge Ende der Woche sind die Durchflussmengen weiterhin gering. Als Folge dringt Meerwasser der Adria immer mehr in die Flussmündung ein. Dadurch vermischt sich das Süß- mit dem Salzwasser und trocknet das Gelände um den Fluss herum aus. Der Salzkeil – das Vordringen des Meeres in das Delta – liegt bereits bei über 30 Kilometern – ein Rekordwert.

Nicht nur der Fluss Po ist von der Trockenheit betroffen. Auch der Pegel des Flusses Tiber, der Rom durchquert, ist stark gesunken. „An einigen Stellen ist der Tiber nur noch ein Tümpel“, klagte die römische Tageszeitung „La Repubblica“. Aus dem Fluss tauchen Fahrräder, Müll und E-Roller auf. Fähren für Touristinnen und Touristen können wegen des seichten Wassers nicht mehr fahren. Fische sind bedroht.

Sorge um Agrarproduktion

Wie andere europäische Länder litt Italien in den vergangenen Wochen unter einer ungewöhnlichen Hitzewelle, gleichzeitig fehlte der Regen. Die landwirtschaftlich wichtige Po-Ebene in Norditalien erlebt die schlimmste Dürre seit 70 Jahren.

Blick auf den Gardasee
APA/AFP/Christof Stache
Auch der Gardasee ist von Dürre stark betroffen

Laut dem größten Bauernverband des Landes, Coldiretti, bedroht die Trockenheit mehr als 30 Prozent der landesweiten Agrarproduktion und die Hälfte der Viehzucht in der Po-Ebene. Dort wird vor allem der Parmaschinken produziert.

Auch Stromerzeugung betroffen

Die Wasserspiegel des Lago Maggiore und des Gardasees liegen deutlich tiefer als sonst für diese Jahreszeit üblich. Weitere Folge der Dürre: Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ging deutlich zurück. Wasserkraftwerke gibt es vor allem in den Bergen im Norden des Landes. Sie liefern normalerweise fast ein Fünftel des in Italien benötigten Stroms.