Zahl der Pubs in England auf historischem Tief

„Last orders!“ – die berühmte Glocke für eine letzte Runde vor dem Zusperren erklingt immer öfter nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Kneipen selbst. Die Zahl der Pubs in England und Wales ist im ersten Halbjahr auf unter 40.000 gesunken, wie eine heute veröffentlichte Analyse des Immobilienberaters Altus Group ergab. Das seien 7.000 weniger als vor einem Jahrzehnt und vor allem: so wenige Lokale wie nie zuvor.

Der starke Rückgang überrascht. Schließlich gelten Pubs als Seele der „community“, der Gemeinden. Hier treffen sich Freunde und Familien zum Sonntagsbraten, dem Sunday roast, hier gönnen sich Kolleginnen und Kollegen und Sportgruppen nach getaner Arbeit oder Aktivität noch ein oder mehrere Pint.

Wer im Londoner Stadtzentrum an einem Donnerstagnachmittag ein Feierabendbier trinken will, braucht lange, um durch die Menschenmengen zur Theke durchzudringen. Eher gibt es in einem englischen Dorf eine Kneipe als eine Kirche oder einen Laden – so jedenfalls der Eindruck vieler Touristen. Auch für viele Besucher gehört ein Besuch im Pub zum Programm.

Von Pandemie bis Inflation

Doch die Zahlen zeichnen ein anderes Bild, ein ziemlich dramatisches. Das Pub-Sterben begann bereits vor langer Zeit, die Pandemie hat den Trend nur verstärkt. Die Gründe, die dafür ins Treffen geführt werden, sind vielfältig: Rauchverbot, günstiger Alkohol im Supermarkt oder geändertes Trinkverhalten. Zudem klagen Wirte über die hohen Biersteuern. Jetzt kommt noch die Inflation dazu, die auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten gestiegen ist.