Aufnahme des Carinanebel
APA/AFP/NASA
„James Webb“-Teleskop

Weitere Bilder aus den Tiefen des Alls

Schon das erste von der US-Raumfahrtbehörde (NASA) am Montag veröffentlichte Bild des „James Webb“-Teleskops hat deutlich gemacht, was das neue Forschungsinstrument im All zu leisten vermag. Am Dienstag legte die US-Weltraumbehörde nun nach und veröffentlichte weitere eindrucksvolle Bilder. Sie markieren den offiziellen Beginn der wissenschaftlichen Arbeit mit dem Teleskop.

„Jedes Bild ist eine neue Entdeckung, und jedes gibt der Menschheit einen Einblick in das Universum, den sie noch nie zuvor gehabt hat“, sagte NASA-Chef Bill Nelson bei der feierlichen Präsentation der Aufnahmen am Dienstag. Die eins nach dem anderen veröffentlichten Bilder zeigen – künstlerisch nachbearbeitete – Infrarotaufnahmen kosmischer Objekte.

Eine Grafik zeigt außerdem, dass das Teleskop eindeutige Anzeichen von Wasser auf dem außerhalb unseres Sonnensystems gelegenen Gasplaneten Wasp-96 b gefunden hat. Es gebe Hinweise auf Wolken und Nebel in der Atmosphäre, teilte die NASA mit. Diese Beobachtung sei die bisher genaueste ihrer Art und zeige die beispiellose Fähigkeit des Teleskops, Atmosphären zu untersuchen, die Hunderte Lichtjahre entfernt sind.

Fotostrecke mit 2 Bildern

Aufnahme eines planetarischen Nebels NGC 3132
Reuters/NASA/ESA/CSA/STScI
Aufnahmen des 2.000 Lichtjahre von uns entfernten Südlichen Ringnebels gehören zu den ersten Bildern von „James Webb“
Aufnahme eines planetarischen Nebels NGC 3132
Reuters/NASA/ESA/CSA/STScI
Staub und Gas zweier erloschener Sterne haben das Himmelsobjekt mit einem Durchmesser von einem halben Lichtjahr gebildet

Auf einem Bild sind Aufnahmen des Südliche Ringnebels (NGC 3132) zu sehen, der 2.500 Lichtjahre von uns entfernt ist. Solche planetaren Nebel bestehen aus Gas und Staub, die verlöschende Sterne auswerfen. Bei NGC 3132 beeinflusst das Zusammenspiel von zwei Sternen das Aussehen des Nebels.

Bild aus Hunderten Einzelaufnahmen

Eine weitere Aufnahme zeigt Stephans Quintett, eine Gruppe von fünf Galaxien. „Dieses riesige Mosaik ist die größte Aufnahme von Webb bisher“, wie die NASA mitteilt. Das Bild ist aus fast 1.000 Einzelaufnahmen zusammengesetzt. Es zeigt einen Abschnitt des Universums, der von der Erde aus gesehen etwa einem Fünftel der Fläche des Mondes entspricht. Es sind unter anderem funkelnde Cluster aus Millionen junger Sterne und gerade entstehender Sterne zu sehen. Das als bisher letztes veröffentlichte Bild gibt einen Einblick in den Carinanebel. Es zeigt die relativ junge Region NGC 3324, in der sich Sterne bilden.

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„Stephans Quintett“ eine Gruppe von fünf Galaxien im Sternbild Pegasus
APA/AFP/NASA
Rund 300 Mio. Jahre reiste das Licht von Stephans Quintett, bis es auf die Sensoren des „James Webb“-Teleskops traf
„Stephans Quintett“ eine Gruppe von fünf Galaxien im Sternbild Pegasus
APA/AFP/NASA
Die Bilder der fünf Galaxien wurden aus fast 1.000 Einzelaufnahmen zusammengesetzt

Die Veröffentlichung der Aufnahmen markiert den offiziellen Beginn der wissenschaftlichen Arbeit mit dem bisher größten und leistungsfähigsten Teleskop, das je ins All gebracht wurde. Das Teleskop sei eine „Chance, die nur einmal im Leben kommt“ und werde „unser Verständnis des Universums verändern“, sagte der Chef der ebenfalls an dem Projekt beteiligten Europäischen Weltraumagentur (ESA), Josef Aschbacher. „Über die Wissenschaft hinaus ist es auch ein Symbol der internationalen Zusammenarbeit.“

„James Webb“-Teleskop liefert Bilder aus dem All

Mit einem Spiegeldurchmesser von 6,5 Metern ist das „James Webb Space Telescope“ das mit Abstand größte Spiegelteleskop im Weltraum. Ein halbes Jahr nach Inbetriebnahme und Kalibrierung der Instrumente wurden von der NASA die ersten Bilder und andere Daten veröffentlicht. Damit startet offiziell die wissenschaftliche Arbeit mit dem Teleskop.

Das erste Bild – „die tiefste und schärfste bisher aufgenommene Infrarotsicht auf das Universum“ – hatte die NASA bereits in der Nacht auf Dienstag gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Kamala Harris präsentiert. Darauf sind extrem weit entfernte Galaxien zu sehen. Biden sprach von einem „historischen Tag“, Harris von einem „aufregenden neuen Kapital in der Erforschung unseres Universums“. Biden und Harris seien „aufgeregt wie Kinder“ gewesen und hätten „Millionen Fragen“ gestellt.

Nachfolger von „Hubble“

„James Webb“ war am 25. Dezember an Bord einer Ariane-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All gestartet, nachdem es zuvor Kostenexplosionen und immer neue Verschiebungen gegeben hatte. Die Weltraumagenturen der USA, Kanadas und Europas kooperieren bei dem Projekt.

Das Teleskop wurde rund 30 Jahre lang entwickelt und kostete schließlich etwa zehn Milliarden Dollar (rund 8,8 Mrd. Euro). Es folgt auf das Teleskop „Hubble“, das seit mehr als 30 Jahren im Einsatz ist. Während „Hubble“ im optischen und ultravioletten Bereich arbeitet, untersucht „James Webb“ im infrarotnahen Bereich.

Schwer wie ein Schulbus

Das Herzstück des Teleskops ist ein konkaver Spiegel von sechseinhalb Metern Durchmesser. Er wurde aus 18 sechseckigen Spiegeln zusammengesetzt. Sie bestehen aus dem seltenen Metall Beryllium und wurden für eine optimale Reflexion von Infrarotstrahlen aus den Tiefen des Universums mit Gold überzogen.

Erstes Foto von „James Webb“-Teleskop

Die US-Raumfahrtbehörde (NASA) hat das erste „James Webb“-Foto – die „tiefste und schärfste bisher aufgenommene Infrarotsicht auf das Universum“ – präsentiert. Zu sehen sind Sterne und Galaxien relativ bald nach dem Urknall.

Außerdem gehören vier wissenschaftliche Instrumente zu dem Teleskop, die hauptsächlich zwei Zwecke erfüllen: Bilder von Objekten im Weltraum anzufertigen und mit Spektroskopie Strahlung zu analysieren, um die physikalischen und chemischen Eigenschaften von kosmischem Material zu ergründen. Darüber hinaus gehören Systeme für Stromversorgung, Antrieb, Kommunikation, Orientierung und Datenverarbeitung zu dem Teleskop. Alles in allem wiegt es ungefähr so viel wie ein Schulbus.

Die Mission von „James Webb“

„James Webb“ soll rund 1,5 Millionen Kilometer weit ins All fliegen und unter anderem mit Hilfe eines 25 Quadratmeter großen Spiegels neue Bilder aus dem frühen Universum liefern. Wissenschaftler erhoffen sich von den Aufnahmen des Teleskops unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren.

Sie hoffen auf Bilder von Sternen, die älter sind als das Sonnensystem und vielleicht nicht mehr existieren. Außerdem sucht das Teleskop das All nach Exoplaneten, also Planeten außerhalb des Sonnensystems, ab. Zudem soll es untersuchen, ob diese fremden Welten Leben beherbergen könnten. Es soll außerdem den Mars und den mit einer Eishülle umgebenen Jupitermond Europa genauer untersuchen.

Viermal so weit weg wie Mond

Das Teleskop wurde in einer Umlaufbahn mehr als eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt platziert, etwa viermal so weit weg wie der Mond. Anders als „Hubble“ dreht sich das „James Webb“-Teleskop nicht um die Erde, sondern um die Sonne. Für die Reise zu seinem Bestimmungsort, der als zweiter Lagrange-Punkt bzw. L2 bekannt ist, brauchte das Teleskop fast einen Monat.

Bis es einsatzbereit war, vergingen weitere Monate. Konnte „Hubble“ noch von Astronauten repariert werden, ist das „James Webb“-Teleskop nun so weit weg von der Erde, dass es Menschen nicht dorthin schaffen. Die Lebensdauer von „James Webb“ ist dabei erst einmal auf zehn Jahre angelegt.