Touristen an einer Trinkwassersäule in Wien
ORF.at/Peter Pfeiffer
Bis zu 38 Grad erwartet

Hitzewelle erreicht Österreich

Der Südwesten Europas stöhnt seit Tagen unter extremen Temperaturen, am Dienstag erreicht die Hitzewelle Österreich. Von Vorarlberg bis ins Burgenland wird es extrem heiß, Temperaturen von bis zu 38 Grad sind in den kommenden Tagen möglich. Abkühlung ist aktuell nicht in Sicht.

Schon am Dienstag erreichen die Temperaturen 27 bis 35 Grad, in Vorarlberg und Tirol vielleicht sogar 36 Grad. Am Mittwoch erreicht die Hitzewelle in Österreich einen ersten Höhepunkt, von Oberösterreich bis ins Nordburgenland sind punktuell bis zu 38 Grad möglich. Im Westen des Landes wird es dagegen nicht ganz so heiß und am Nachmittag stellenweise gewittrig.

Laut ORF-Wetterredaktion setzt sich die Hitzewelle auch am Wochenende fort, sowohl am Samstag als auch am Sonntag dürften nach aktuellen Prognosen bis zu 38 Grad möglich sein. Völlig offen ist derzeit, wann es deutlich und nachhaltig abkühlen wird.

Waldbrandgefahr steigt

Mit der kommenden Hitze wird sich auch die Trockenheit in einigen Regionen des Landes verschärfen. Noch sei die Lage dank des feuchten Juni nicht dramatisch, aber die Waldbrandgefahr werde in den kommenden Tagen ansteigen, so Mortimer Müller vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (BOKU) am Montag.

Relativ gesehen sei die Brandgefahr im Flachland Ostösterreichs am höchsten, da dort aber nur wenig Waldflächen zu finden sind, bedeute das eher eine hohe Flurbrandgefahr. „Der Alpenostrand in Niederösterreich mit seinen Schwarzkiefernbeständen ist derzeit am meisten durch Waldbrände gefährdet“, erklärte der BOKU-Experte gegenüber er APA. Der Neusiedler See hat bereits Montag den tiefsten Wasserstand seit Beginn der Aufzeichnungen 1965 erreicht.

Gesundheitsministerium mahnt zu Vorsicht

In den Jahren 2017 bis 2019 lag die Zahl der zusätzlichen Todesfälle aufgrund von Hitze zwischen 198 und 550 Personen, zeigen Modellrechnungen der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). 2016 und 2020 wurden keine zusätzlichen Todesfälle verzeichnet.

Das Gesundheitsministerium appellierte daher in einer Aussendung, die bevorstehende Hitzewelle ernst zu nehmen, in kühlen Räumen zu bleiben, körperliche Anstrengung zu vermeiden und genügend zu trinken: „Achten Sie besonders auf kleine Kinder, ältere Menschen und chronisch kranke Personen – sowohl in der Familie, im Freundeskreis als auch in der Nachbarschaft. Bieten Sie Unterstützung an, soweit Ihnen das möglich ist“, so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

Hitzetelefon

Für Fragen ist das Hitzetelefon des Gesundheitsministeriums unter der Nummer 050 555 555 rund um die Uhr erreichbar. In akuten Fällen berät die Gesundheitshotline 1450, in Notfällen ist die Rettung zu informieren.

Besonders wichtig sei es, sich an den heißen Tagen nur kurz im Freien aufzuhalten und ausreichend zu trinken, so die Experten der AGES. Ausgiebiges Lüften in der Früh, am Abend und in der Nacht und das Abdunkeln der Räume untertags schaffen möglichst erträgliche Temperaturen.

Städtische Bereiche stärker betroffen

Von einer Hitzewelle spricht man in einer gängigen Definition, wenn die Temperaturen an zumindest drei aufeinanderfolgenden Tagen auf über 30 Grad steigen. Welche Maßnahmen laut dem seit 2017 bestehenden Hitzeschutzplan ergriffen werden, ist dabei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Das hat mit den geografischen und klimatischen Besonderheiten in den verschiedenen Gegenden zu tun. „Bei Hitzewellen sind städtische Bereiche in der Regel deutlich stärker betroffen als ländliche Regionen, vor allem weil die Temperaturen in der Nacht in den Städten weniger stark zurückgehen als am Land“, hieß es dazu gegenüber der APA aus dem Gesundheitsministerium.

Anhaltend hohe Temperaturen schlagen sich auch auf die Zahl der Rettungseinsätze nieder. „Hitze belastet den menschlichen Organismus stark. Wenn Hitzewellen über mehrere Tage andauern und Tropennächte bringen, ist der Körper besonders belastet. Gerade Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sind durch die Hitze besonders belastet“, sagte die Sprecherin der Wiener Berufsrettung, Corina Had.

Menschen suchen Abkühlung nahe des Hochstrahlbrunnens in Wien
ORF.at/Christian Öser
Temperaturen jenseits der 30 Grad werden vor allem in den Städten belastend

Der Hitzeeinsatzrekord bei der Wiener Berufsrettung wurde erst jüngst, im Juni 2021, erreicht. Damals mussten die Teams innerhalb von 24 Stunden 1.191-mal ausrücken, oftmals aufgrund hitzebedingter Notfälle. Normalerweise gebe es durchschnittlich 800 bis 900 Einsätze im selben Zeitraum, hieß es damals. Heuer habe es zwar auch immer wieder Ausreißer von Tagen mit mehr als 1.000 Einsätzen gegeben, allerdings nicht immer hitzebedingt und schwankend.

Auch Unfallgefahr steigt

Ähnliche Beobachtungen über die Bundesländer hinweg gibt es beim Roten Kreuz – vor allem in den Landeshauptstädten, wie es bei der Pressestelle hieß. Man werde nicht dezidiert zu „Hitzeeinsätzen“ gerufen, da die Menschen meist aufgrund internistischer Probleme den Notruf wählen und beispielsweise über Schwindel, Blutdruck- oder Kreislaufprobleme klagen würden – diese seien aber zum Teil auf die hohen Temperaturen zurückzuführen, hieß es.

„Bei schönem Wetter unternehmen die Menschen auch mehr im Freien, und daher steigen zu dieser Jahreszeit sowohl die Freizeitunfälle wie Sportunfälle oder Badeunfälle als auch die Unfälle mit Zweirädern“, so das Rote Kreuz.