US-Autorin Delia Owens
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Mord in Sambia

Vergangenheit holt ‚Flusskrebse‘-Autorin ein

Mit ihrem Romandebüt „Der Gesang der Flusskrebse“ hat die US-Schriftstellerin und -Zoologin Delia Owens 2018 einen internationalen Weltbestseller gelandet. Die Verfilmung von Reese Witherspoon startet Mitte August in den heimischen Kinos. Doch nun nennt das US-Magazin „The Atlantic“ den Namen Owens im Zusammenhang mit einem Mord in Sambia in den 1990er Jahren.

Ein kürzlich erschienener Artikel des Journalisten Jeffrey Goldberg in „The Atlantic“ wirft Licht auf Vorgänge im Leben der US-Autorin aus ihrer Zeit als Aktivistin in Sambia. Bereits 2010 verfasste Goldberg einen Bericht für den „New Yorker“ und enthüllte darin, dass Owen und ihr Ehemann – gemeinsam mit dessen Sohn Christopher – von den Behörden in Sambia verdächtigt wurde, in die Tötung eines Mannes sowie in mögliche andere kriminelle Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein. Bei einem Besuch vergangenen Monat in Sambias Hauptstadt Lusaka bestätigten Behörden gegenüber Goldberg, dass sie den Fall immer noch aufklären wollen.

Owens verbrachte fast 20 Jahre im North Luangwa National Park in Sambia. Die Zoologin forschte dort gemeinsam mit ihrem Mann, dem Biologen Mark Owens, und dessen Sohn Christopher. Ihr Ziel: afrikanische Elefanten vor Wilderern zu schützen. Mit Unterstützung der sambischen Regierung organisierten die Owens eine kleine Gruppe von Wildhütern zu einer Art Anti-Wilderei-Truppe. Dass sie dabei auch vor Gewalt nicht zurückschreckten, legen nun die Recherchen Goldbergs nahe.

US-Autorin Delia Owens
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Die Bestsellerautorin Delia Owens wird Berichten zufolge von den sambischen Behörden zur Befragung gesucht

Ungeklärte Schüsse

Aufnahmen in der Dokumentation „Deadly Game: The Mark and Delia Owens Story“ vom Sender ABC News, die im März 1996 im Rahmen der Sendung „Turning Point“ ausgestrahlt wurde, zeigen, wie ein Mann, der auf dem Boden liegt, erschossen wird, berichtete Goldberg. Das Opfer wurde von der Berichterstatterin, der Journalistin Meredith Vieira, nicht identifiziert, auch die Identität der Person oder jener Personen, die die tödlichen Schüsse aus dem Off abgegeben haben, ist nicht geklärt, schrieb Goldberg.

Seinen Recherchen zufolge sollen Delia und Mark Owens damals mutmaßliche Wilderer auch an Pfähle gefesselt haben. Mehrere Personen seien bei ihren Einsätzen zur Bekämpfung der Wilderei getötet worden. Die Anwälte der Owens bestreiten das.

Sambische Regierung fordert Aufklärung

Medienberichten zufolge wird das Paar schon länger von den sambischen Behörden polizeilich gesucht. Owens lebt mittlerweile auf einer Ranch in Idaho in den USA. Dass der Fall von 1996 nie aufgearbeitet wurde, erklärte der ehemalige sambische Polizeikommissar Graphael Musamba im Gespräch mit Goldberg durch die mangelnde Beweislage: „Der Busch ist der perfekte Ort, um einen Mord zu begehen (…) Die Tiere fressen die Beweise.“ Es liege die Vermutung nahe, so die örtliche Polizeibehörde gegenüber dem „Atlantic“, dass Mark Owens die Leiche mit seinem Hubschrauber in einer nahe gelegenen Lagune entsorgt haben könnte.

Nun werden in Sambia erneut Forderungen laut, die Autorin solle vor Gericht aussagen. Die Direktorin der Staatsanwaltschaft des Landes, Lillian Shawa-Siyuni, bestätigte gegenüber Goldberg: „Delia, Mark und Christopher Owens werden immer noch im Zusammenhang mit der Tötung des mutmaßlichen Wilderers sowie mit anderen möglichen kriminellen Aktivitäten in Nordluangwa gesucht.“

Ausgang offen

Owens’ Roman war laut Angaben der Media Control das meistverkaufte Buch in Deutschland im vergangenen Jahr. Erzählt wird darin die fiktive Geschichte von Kya, einem Mädchen, das zurückgezogen im Sumpfgebiet von North Carolina lebt und auf sich allein gestellt ist. Als in der Küstenstadt ein Mord passiert, wird Kya vor Gericht gestellt. Owens’ Roman handelt von einem Mord, und es besteht der Verdacht, dass hier die Grenzen von Fiktion und Realität – von dem, was wirklich passiert, und dem, was nur erfunden ist, fließend sind, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“).

In einem Interview vor drei Jahren sagte Owens über ihr Buch: „Es gibt eine Menge Symbolik in diesem Buch, sie müssen es nicht verstehen. Sie können es einfach als Geschichte lesen.“ Die „SZ“ schrieb, nun könnte genau diese Symbolik der heute 73-jährigen Autorin zum Verhängnis werden.