Feuer in Norditalien
Reuters
Brände in Italien

Ausnahmezustand im Friaul

Die extreme Hitze in weiten Teilen Europas hat auch am Mittwoch unzählige Waldbrände begünstigt. Besonders betroffen ist unter anderem Italien, vor allem die an Kärnten grenzende Region Friaul-Julisch Venetien. Dort wurde zuletzt der Ausnahmezustand ausgerufen. Einzelne Abschnitte der Autobahn A4 nach Triest mussten gesperrt, der Zugsverkehr von Venedig nach Triest teils eingestellt werden. Friaul-Julisch Venetien rief wegen der Brände den Ausnahmezustand aus.

Derzeit kämpfen Feuerwehren aus Udine, Triest, Gorizia und Slowenien gegen den Großbrand im friulanischen Karstgebiet. Die Einsatzkräfte wurden bei der Bekämpfung der Brände von Löschflugzeugen und Hubschraubern unterstützt, wie lokale Medien berichteten.

Die Flammen sind noch nicht unter Kontrolle. In Slowenien betroffen waren die Gemeinden Sela na Krasu, Hudi Log, Korita na Krasu und Nova Vas. Die friaulischen Behörden riefen die Bevölkerung auf, in der Nähe der von den Bränden betroffenen Gebieten FFP2-Masken zu tragen.

Autobahn teilweise gesperrt

Der Autobahnbetreiber Autovie Venete ordnete bereits am Dienstag Sperren des Abschnitts der A4 zwischen Redipuglia und Sistiana in Richtung Triest an, die auch am Mittwoch aufrecht blieben. Beschäftigte der Mautstelle Lisert mussten in Sicherheit gebracht werden. Angesichts des Urlaubsverkehrs kommt es zu großflächigen Staus.

Ein Löschhubschrauber fliegt über Jamiano (Italien)
Reuters/Borut Zivulovic
Dichter Rauch über dem Gebiet an der italienisch-slowenischen Grenze

Der Bahnverkehr auf der Linie Venedig – Triest blieb zwischen Monfalcone und Duino Aurisina ebenfalls eingestellt, der Bahnhof Triest nicht zugänglich. Mehrere Zugsfahrten fielen aus. Ein Ersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet. Die Bahngesellschaft riet den Menschen in Friaul-Julisch Venetien, auf Reisen zu verzichten.

Sorge vor Stromausfällen in Triest

Der Bürgermeister von Triest, Roberto Dipiazza, warnte vor der Gefahr, dass es wegen der Feuer zu Stromausfällen kommen könnte. Das könnte auch die Wasserversorgung belasten. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Lifte nicht zu benutzen.

Wegen des starken Rauchs, der sich nach einem Brand in der Nähe der Hafenstadt Monfalcone entwickelt hatte, musste ein Produktionswerk der Reederei Fincantieri geschlossen bleiben. Die Bürgermeisterin von Monfalcone, Anna Maria Cisint, rief die Bevölkerung auf, wegen des starken Rauchs nicht die Wohnungen zu verlassen und die Fenster geschlossen zu halten.

Rauchwolken über Grado

Über dem Urlaubsort Grado lagen zwischenzeitlich dichte, beißende Rauchschwaden. Zwei Strände wurden gesperrt. In der nahe gelegenen Hafenstadt Monfalcone hatte sich ein Brand entwickelt. Es wurde zur Verwendung einer FFP2-Maske im Freien aufgerufen. In Gorizia mussten bereits mehrere hundert Menschen aus ihren Häusern gebracht werden. 350 Hektar Wald wurden in Italien und Slowenien zerstört.

Brände in Toskana, auch in Florenz

Auch in der Toskana gab es einen großen Waldbrand bei Lucca, wo bereits Hunderte Menschen vor den Flammen in Sicherheit gebracht wurden. Auf einem Video aus der Nacht war zu sehen, wie die Flammen nahe einer Siedlung loderten und sich an Bäumen hochfraßen. Einige Gastanks seien explodiert, twitterte Regionalpräsident Eugenio Giani am Mittwoch. Einige Seiten der Brandfront hätten sich wegen starker Winde ausgedehnt.

Die Feuerwehr ist nach eigenen Angaben mittlerweile mit mehr als 100 Personen im Einsatz. Aus der Luft unterstützen vier Löschflugzeuge und ein Helikopter die Brandbekämpfung. Der Einsatz geht bereits seit Sonntag. Weitere Brände wurden auch aus anderen Teilen der Toskana gemeldet. In Florenz brannte es laut Bürgermeister Dario Nardella in einem unbewohnten Gebiet auf einer Grünfläche. Einwohner der toskanischen Hauptstadt sollten ihre Fenster geschlossen halten.

Zahlreiche Länder betroffen

Neben Italien befinden sich zahlreiche weitere europäische Staaten im Klammergriff von Feuer und Hitze. Auch in Spanien, Portugal, Frankreich, Deutschland und Griechenland wüten weiter Feuer. In Portugal gab es am Mittwoch 25 größere und kleinere Brände, gegen die über 1.000 Einsatzkräfte ankämpften. Die größten Sorgen bereiteten der Feuerwehr zwei Brände in den Gemeinden Chaves und Murca nahe der Metropole Porto. Allein bei diesen beiden Feuern waren den Angaben zufolge mehr als 900 Einsatzkräfte tätig. Bei der Brandbekämpfung habe es bisher drei Tote und mehr als 200 Verletzte gegeben.

Feuer in der Nähe von Athen (Griechenland)
Reuters/Costas Baltas
Auch in Griechenland toben weiterhin Brände, etwa nahe Athen

Angesichts der Rekordtemperaturen von fast 40 Grad kämpft auch Deutschland gegen Wald- und Flächenbrände. Mehrere Menschen wurden verletzt. Wie Polizei und Feuerwehr nun mitteilten, mussten einige Verletzte bei Löscheinsätzen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in Krankenhäuser gebracht werden, Lebensgefahr bestand aber nicht.

Leichte Entspannung gibt es an der südfranzösischen Atlantikküste, wo sich zwei Großbrände über Nacht nur leicht ausgebreitet haben. Allerdings machen Feuer mittlerweile auch anderen Landesteilen zu schaffen, etwa der Bretagne.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

In Griechenland versuchen indes Hunderte Feuerwehrkräfte die Ausbreitung von Buschfeuern in der Umgebung von Athen zu verhindern. Mehrere Häuser wurden von den Flammen zerstört, die immer wieder durch Böen angefacht wurden. Behörden ordneten die Evakuierung von mindestens zehn Gebieten und eines Krankenhauses an.

Extreme Hitzewelle

Seit Beginn der Woche rollt eine extreme Hitzewelle über große Teile Europas hinweg. In Großbritannien wurde am Dienstag der heißeste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet. Am Hotspot, dem Londoner Flughafen Heathrow, wurden erstmals mehr als 40 Grad gemeldet. Es kam auch hier zu Bränden, bei Löscharbeiten wurden 16 Feuerwehrleute verletzt.

Enorme Schäden durch Hitzewelle

Die Hitzewelle im Südwesten Europas richtet enorme Schäden an. Mit den extremen Temperaturen gehen eine anhaltende Dürre und Waldbrände einher.

In Deutschland wurden 39,5 Grad erreicht, am Mittwoch soll es weiter östlich wieder ähnliche Temperaturen geben. Auch in Frankreichs Westen wurden am Dienstag in 64 Gemeinden Hitzehöchstwerte verzeichnet. Nun werden im Osten des Landes Temperaturen von bis zu 40 Grad erwartet. Auch in Österreich könnte am Mittwoch die Marke von 37 Grad erreicht werden – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Neue Normalität

Fachleute warnen, wegen der Klimakrise dürften solche Hitzewellen künftig zur Normalität gehören. Hitzewellen würden häufiger vorkommen, und dieser „negative Trend“ dürfte „mindestens bis in die 2060er Jahre“ andauern, sagte der Chef der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Petteri Taalas, in Genf. „In Zukunft werden solche Hitzewellen normal sein, und wir werden sogar stärkere Extreme sehen.“

„Wir sind auf einem Dreigradpfad“, warnte am Dienstag Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) in Berlin mit Blick auf die Erderwärmung. Zuvor hatte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock beim Petersberger Klimadialog gemahnt, dass alle Staaten die Anstrengungen zum Klimaschutz deutlich beschleunigen müssten.