Gewessler: Alarmstufe bei Verfehlen von Gasspeicherziel

Sollten die russischen Gaslieferungen über die Pipeline „Nord Stream 1“ auch nach der Wartung ausbleiben, wird man laut Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) evaluieren müssen, ob die Gasspeicher bis zum Beginn der Heizsaison zu 80 Prozent befüllt werden können.

Das sei das Kriterium für die nächste Stufe im Gasnotfallplan, sagte Gewessler heute. Wenn dieses Ziel gefährdet sei, „dann werden auch bei uns die nächsten Schritte fällig, das heißt, auch die Alarmstufe“.

Putin „kein verlässliches Gegenüber“

Der russische Präsident Wladimir Putin sei „kein verlässliches Gegenüber“, sagte Gewessler bei der Präsentation eines Wasserstoffprojekts von Burgenland Energie und Verbund. In den nächsten Tagen werde sich zeigen, ob nach der Wartung der „Nord Stream 1“-Pipeline die russischen Gaslieferungen wieder aufgenommen werden und in welchem Ausmaß.

„Für uns ist Nord Stream 1 nicht die zentrale Versorgungsroute, aber für Deutschland ist sie es“, sagte die Ministerin. „Wenn Nord Stream 1 nicht mehr liefert, ist das für ganz Europa eine äußerst angespannte Situation.“

Deshalb werde es am Dienstag einen außerordentlichen Rat der Energieministerinnen und -minister in Brüssel geben, um die Situation zu bewerten und den neuen Vorschlag der EU-Kommission für den Winterplan zu diskutieren.

Gasspeicher zu mehr als 50 Prozent gefüllt

Die österreichischen Gasspeicher seien heute zu mehr als 50 Prozent gefüllt, und man habe trotz des Totalausfalls der „Nord Stream 1“ weiter Gas eingespeichert. Der Vorrat entspreche etwa der Hälfte des österreichischen Jahresverbrauchs. „Wir können im Notfall auf alle Mengen zugreifen“, sagte Gewessler. Das könne im Zuge der Energielenkung per Verordnung mit einer Zweidrittelmehrheit im Hauptausschuss des Nationalrates erfolgen.

Österreichs Gasspeicher füllten sich trotz der Wartung von „Nord Stream 1“ aber weiter, wenn auch langsamer. In den ersten acht Tagen des zehntägigen Wartungsintervalls flossen rund zwei Terawattstunden (TWh) in die Speicher. Zum Vergleich: In den acht Tagen vor Beginn der Wartung waren es 2,6 TWh. Aktuell sind die Speicher in Österreich zu 50 Prozent gefüllt, zu Wartungsbeginn betrug der Füllstand laut der Gasspeicherdatenbank AGSI 48,3 Prozent.

Allerdings wurde während der Pipelinewartung – wie von E-Control und Energieministerium erwartet – auch Gas aus den Speichern entnommen. In Summe betrug die Entnahme in den ersten acht Tagen der Wartung 0,4 TWh. Unter dem Strich sind die Gasspeicher während des Wartungsfensters somit um 1,6 TWh mehr gefüllt geworden.