Schwere Kämpfe in der Ostukraine

Vor der Großstadt Donezk im Osten der Ukraine liefern sich Ukrainer und Russen weiterhin schwere Kämpfe. Bei einem russischen Artillerieangriff in der ostukrainischen Stadt Torezk in der östlichen Region Donezk sind nach Angaben der Behörden acht Menschen getötet und vier weitere verletzt worden. Der Beschuss habe eine Nahverkehrshaltestelle getroffen, teilte Gouverneur Pawlo Kyrylenko auf Telegram mit. Unter den Verletzten seien auch drei Kinder.

Moskautreue Truppen versuchen, das ukrainische Militär aus ihren Stellungen in den Vororten von Donezk zu vertreiben, wie übereinstimmend aus den Militärberichten beider Länder hervorgeht. Die Stadt Donezk selbst wird bereits seit 2014 von prorussischen Separatisten kontrolliert, das gleichnamige Gebiet hält die ukrainische Armee aber weiter in großen Teilen.

Zugleich setzte Russland seine Raketenangriffe auf ukrainische Großstädte in anderen Regionen fort. In Charkiw im Norden schlugen am Mittwoch in der Nacht vier Raketen ein. Im Süden war das Gebietszentrum Mykolajiw einmal mehr Ziel russischer Angriffe. Vorläufigen Angaben zufolge wurden dort mehrere Wohnhäuser beschädigt, Tote und Verletzte habe es aber nicht gegeben.

Zugang zu ukrainischem AKW gefordert

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) forderte Zugang zum ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja, um die Anlage auf Gefahrenquellen zu überprüfen. Das Kraftwerk in Saporischschja ist das größte AKW in Europa und wird seit März von russischen Truppen besetzt.

Laut IAEA-Chef Rafael Grossi besteht ein „brüchiger Kontakt“ zu dem AKW, das sei jedoch zu wenig: „Wir können uns keine fehlerhafte Kommunikation mit der Anlage in sicherheitsrelevanten Bereichen erlauben.“ Es gebe Hinweise, dass in der Anlage scharfe Munition gelagert werde und dass es Angriffe auf das Kraftwerk gebe. Grossi zufolge zeigten die Konfliktparteien derzeit keine Bereitschaft, sich auf eine Sicherheitszone um Atomkraftwerke und kerntechnische Anlagen zu einigen.

Sorge vor atomarem Unfall

Angaben der IAEA von Beginn der Woche zufolge sei die Lage „sehr angespannt“. „Alle Sicherheitsprinzipien wurden auf die eine oder andere Art verletzt“, sagte am Dienstag IAEA-Chef Grossi am UNO-Sitz in New York. „Wir können nicht erlauben, dass es so weiter geht.“

Anfang der Woche hatte auch US-Außenminister Antony Blinken eine tiefe Besorgnis der US-Regierung geäußert. Es gebe glaubhafte Berichte, dass Russland die Anlage bei Saporischschja als eine Art Schutzschild benutze, also aus der Nähe der Anlage auf ukrainische Kräfte schieße. Die Ukrainer wiederum können nicht zurückschießen, weil es dadurch zu einem schrecklichen atomaren Unfall kommen könnte, wie Blinken beklagte.

NATO: Russland darf Krieg nicht gewinnen

Generalsekretär Stoltenberg warf Russland mit dem Krieg in der Ukraine einen „Angriff auf die aktuelle Weltordnung“ vor. „Es ist in unserem Interesse, dass diese Art von aggressiver Politik keinen Erfolg hat“, sagte Stoltenberg in einer Rede in seinem Heimatland Norwegen. Russland dürfe den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen.

Es handle sich um die gefährlichste Situation in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Stoltenberg bekräftigte die Verteidigungsentschlossenheit der NATO. Wenn der russische Präsident Wladimir Putin in ähnlicher Weise gegen ein NATO-Land vorgehe, werde das gesamte Bündnis reagieren.

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