Ukrainischer Reaktor nach Angriffen heruntergefahren

Nach Angriffen auf das Gelände des Kernkraftwerks Saporischschja im Süden der Ukraine ist nach Angaben des staatlichen ukrainischen Betreibers einer der Atomreaktoren heruntergefahren worden. Durch die Luftangriffe sei das Notfallschutzsystem ausgelöst und der Reaktor ausgeschaltet worden, teilte Energoatom heute auf Telegram mit. Für die Angriffe gestern machen sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich.

Nach Angaben von Energoatom haben die Bombardements ein Hilfsgebäude und eine Stick- und Sauerstoffstation „schwer beschädigt“. Es bestehe weiterhin die Gefahr radioaktiver Strahlung sowie ein erhöhtes Brandrisiko, erklärte der Betreiber. Das ukrainische Personal arbeite aber und das Kraftwerk produziere trotzdem weiterhin Strom.

Die EU verurteilte die „militärischen Aktivitäten Russlands rund um das Atomkraftwerk Saporischschja“. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: „Das ist ein schwerwiegender und unverantwortlicher Verstoß gegen die Regeln der nuklearen Sicherheit und ein weiteres Beispiel für Russlands Missachtung internationaler Normen.“

Russische Truppen hatten das größte Atomkraftwerk der Ukraine und Europas im März bereits kurz nach dem Einmarsch der Truppen unter ihre Kontrolle gebracht. Die internationale Atomaufsichtsbehörde (IAEA) versucht seit Wochen, Inspekteure zu der Anlage zu entsenden. Die Ukraine hat das bisher abgelehnt, da ihrer Ansicht nach dadurch die Besetzung des Ortes durch Russland in den Augen der internationalen Gemeinschaft legitimiert werden würde.