Auch Probleme bei französischen AKWs lassen Strompreis steigen

Nicht nur verringerte Erdgaslieferungen aus Russland, auch Verzögerungen bei der Wartung französischer Atomkraftwerke treiben die Strompreise in Europa derzeit in die Höhe.

Neben Problemen mit der Kühlung der AKWs seien heuer umfangreichere Wartungsarbeiten notwendig, und es sei unklar, wann die Blöcke wieder an das Netz gehen. Das führe zum Ausfall großer Erzeugungskapazitäten, und „hat natürlich Auswirkungen auf die Preise“, erklärte Johannes Mayer von der E-Control im Gespräch mit der APA.

„Verfügbarkeit von weniger als 50 Prozent“

Frankreich setzt in der Stromerzeugung stark auf Kernenergie. Diese Strategie hat das Land bisher zu einem relativ großen Nettoexporteur von Strom gemacht. Seit Mitte Jänner sei die Stromerzeugung in den Atomkraftwerken allerdings kontinuierlich zurückgegangen, so Karina Knaus von der Energieagentur im Gespräch mit der APA. Wurden zu Jahresbeginn noch knapp 50 Gigawatt (GW) in der Produktion eingesetzt, so liege die eingesetzte Leistung derzeit nur noch bei rund 25 GW. Die installierte Leistung entspreche hingegen gut 60 GW. „Damit haben wir eine Verfügbarkeit von weniger als 50 Prozent“, sagte die Energieexpertin.

Ausfall als Exporteur

Die geringere Leistung habe sich bereits abgezeichnet, einige AKWs seien schon seit längerer Zeit nicht am Netz, sagte Knaus. Trotzdem sei der Wartungsaufwand heuer größer als erwartet, und es gebe vor allem bei älteren Anlagen Bedenken in Bezug auf Korrosionsschäden, die die Wiederinbetriebnahme der AKW verzögern, so Mayer.

Frankreich muss nun Strom aus dem Ausland importieren, auf dem europäischen Markt fehlt damit ein Nettoexporteur, „das wirkt preistreibend im Großhandel“, sagte Knaus. Die Frage sei nun auch, wie viele der Kernkraftwerke bis zum Winter wieder laufen und wie viel Strom dann in Gaskraftwerken produziert werden muss, so Mayer.