Kim Jong Un wird von Sozialmitarbeitern gegrüßt
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Verbesserung der Beziehungen

Moskau und Seoul buhlen um Kim Jong Un

Russland und Südkorea buhlen um Nordkorea. Beide Staaten wollen ihre Beziehungen zu der Diktatur im Nachbarland ausbauen bzw. verbessern. Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol bot in der Hauptstadt Seoul Nordkorea im Gegenzug für eine atomare Abrüstung umfangreiche Wirtschaftshilfen an. Auch Moskau bemüht sich um eine Verbesserung der Verhältnisse. Der russische Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wollen die Beziehungen zwischen ihren Ländern ausbauen.

Putin habe in einer Grußbotschaft an Kim zum Tag der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft (1910 bis 1945) geschrieben, dass beide Seiten eine Tradition der bilateralen Freundschaft und Zusammenarbeit verbinde, berichteten nordkoreanische Staatsmedien am Montag. Es sei im Interesse der Menschen beider Länder, die Beziehungen auszubauen, wurde Putin zitiert.

Das würde auch dazu beitragen, „die Sicherheit und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel und in der ganzen nordostasiatischen Region zu stärken“. Beide Staaten teilen nahe dem russischen Wladiwostok eine gemeinsame Grenze.

Nordkoreanische Bürger feiern auf der Straße
AP/Cha Song Ho
In Nordkorea feiern Menschen am Montag das Ende der japanischen Kolonialherrschaft

Kim-Grußbotschaft auch an Putin

Nach der russischen Invasion in der Ukraine hatte das weithin abgeschottete Nordkorea seine politische Unterstützung für Putins Kurs zugesichert. So erkannte etwa die Führung in Pjöngjang im Juli nach Russland und Syrien ebenfalls die von Kiew abtrünnigen Gebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an. Die Ukraine hatte daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea abgebrochen.

Russischer Präsident Wladimir Putin
Reuters/Sputnik
Der russische Präsident Wladimir Putin will Moskaus Einflusssphäre stärken

Den Berichten aus Nordkorea zufolge übermittelte Kim ebenfalls eine Grußbotschaft an Putin. In dem Schreiben habe Kim seinerseits die Überzeugung geäußert, dass die freundschaftlichen Beziehungen „in allen Bereichen stärker werden“. Die Basis dafür seien Vereinbarungen, die beide Länder bei ihrem Gipfeltreffen im April 2019 in der russischen Stadt Wladiwostok getroffen hätten.

Südkorea mit „kühner Initiative“

Südkorea geht es ebenfalls um eine Art Wirtschaftshilfe. Die „kühne Initiative“, die ihm vorschwebe, werde „die Wirtschaft Nordkoreas und die Lebensbedingungen seiner Bevölkerung schrittweise erheblich verbessern“, sagte der südkoreanische Präsident Yoon zum Jahrestag der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft im Jahr 1945.

Südkoreanischer Präsident Yoon Suk-yeol
Reuters/Ahn Young-joon
Der südkoreanische Präsident Yoon bei seiner Rede in Richtung Nordkorea

Pjöngjang hatte am Sonntag mit scharfen Worten auf Äußerungen von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zu atomarer Abrüstung geantwortet. Der stellvertretende nordkoreanische Außenminister Kim Son Gyong warf der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zufolge Guterres „gefährliche Worte und Taten“ vor, nachdem dieser bei einem Besuch in Südkorea eine Denuklearisierung Nordkoreas ein „grundlegendes Ziel“ genannt hatte.

„Essenziell“ für dauerhaften Frieden

Der südkoreanische Staatschef Yoon nannte eine Denuklearisierung Nordkoreas in seiner Rede „essenziell“ für dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel. Der von ihm vorgeschlagene Entwicklungsplan für den Nachbarstaat sehe seinen Worten zufolge Hilfe bei Lebensmittel- und Energieversorgung sowie bei der Modernisierung von Häfen, Flughäfen und Krankenhäusern vor.

Personen bei CoV-Gipfel in Nordkorea
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Ein hochrangiges Treffen in Nordkorea – in diesem Fall zur Bekämpfung von CoV in diesem Jahr

Yoon hatte Pjöngjang bereits bei seiner Antrittsrede im Mai umfangreiche Wirtschaftshilfe im Gegenzug für atomare Abrüstung in Aussicht gestellt. Experten zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass Pjöngjang ein solches Angebot annimmt, allerdings verschwindend gering. Nordkorea investiert jährlich einen großen Teil seiner Wirtschaftsleistung in sein Rüstungsprogramm und hat mehrfach deutlich gemacht, dass es keine Absicht habe, auf Angebote zur Denuklearisierung einzugehen.

So viele Waffentests wie nie zuvor

Am Donnerstag hatte Kim Yo Jong, die mächtige Schwester von Machthaber Kim, Südkorea dafür verantwortlich gemacht, dass sich das Coronavirus nach Nordkorea ausgebreitet hatte – und mit „tödlicher“ Vergeltung gedroht.

Nordkorea hat in diesem Jahr so viele Waffentests durchgeführt wie nie zuvor. Unter anderem schoss das Land erstmals seit 2017 eine ballistische Interkontinentalrakete ab. Im Juli erklärte Machthaber Kim, sein Land sei „bereit“, seine nukleare Abschreckung einzusetzen, falls es zu einem militärischen Konflikt mit den Vereinigten Staaten oder Südkorea komme.