Irakischer Schiitenführer sagt Großdemo ab

Wenige Tage vor einer geplanten Großdemonstration seiner Anhänger hat Iraks Schiitenführer Moktada Sadr einen Rückzieher gemacht und die Proteste „auf unbestimmte Zeit“ verschoben. Auf Twitter verwies er heute auf die Angst vor Gewalt bei der Versammlung. „Wenn Sie auf einen Bürgerkrieg gesetzt haben, setze ich auf die Bewahrung des sozialen Friedens“, erklärte Sadr. „Das Blut der Iraker ist wertvoller als alles andere.“

Moktada Sadr hält Rede
Reuters/Alaa Al-Marjani

Der Prediger und einstige Milizenführer Sadr hatte im Streit um die Regierungsbildung für Samstag zu einer Demonstration mit einer Million Teilnehmern in der irakischen Hauptstadt Bagdad aufgerufen. Seit mehr als zwei Wochen halten Sadrs Unterstützer einen Sitzstreik vor dem Parlament ab. Am Freitag hatten Unterstützer von Sadrs Rivalen im „Koordinationsrahmen“ ebenfalls einen Sitzstreik in Bagdad begonnen.

Der Irak steckt seit Monaten in einer politischen Krise. Seit der Parlamentswahl im Oktober ist weder eine Regierung gebildet noch ein Präsident ernannt worden. Der „Koordinationsrahmen“, eine einflussreiche Allianz proiranischer Schiiten, will Sadrs Forderung nach Neuwahlen nur unter bestimmten Bedingungen zustimmen. Vor allem fordert er aber zuvor die Bildung einer Übergangsregierung.