Vorbereitungen in einer Impfstraße
Reuters/Lukas Barth
Coronavirus

Länder weiten Impfangebot wieder aus

In den Bundesländern laufen die Vorbereitungen auf den CoV-Herbst. Zentraler Baustein ist die erneute Ausweitung der Impfkampagne. Vielerorts nehmen die Impfstraßen wieder den Betrieb auf. Wer sich die dritte Dosis noch nicht geholt hat, sollte das laut Fachleuten rasch tun. Die vierte Impfung ist weiterhin nur für über 60-Jährige empfohlen – ob sich für jüngere Altersgruppen ein Warten auf angepasste Impfstoffe lohnt, darauf gibt es noch keine endgültige Antwort.

Dass es eine CoV-Herbstwelle geben wird, ist sehr wahrscheinlich. Wie stark sie ausfallen und welche Variante sie antreiben wird, lässt sich noch nicht vorhersagen. Hinzu kommt die abnehmende Immunität in der Bevölkerung. Der durch Impfung und Infektion erworbene Immunschutz gehe kontinuierlich zurück und liege derzeit bei 70 Prozent, hält das CoV-Prognosekonsortium dazu in seinem aktuellen Wochenbericht fest. Im April hatte der Wert noch 90 Prozent betragen.

Zur Wirksamkeit der Impfung legte das Land Salzburg erst kürzlich eine umfangreiche Datenanalyse vor. Fachleute der Landesstatistik und der Universität werteten 1,4 Millionen Datensätze aus der CoV-Pandemie aus. Dafür wurden relevante Daten aus den Spitälern, des E-Impfpasses und des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) anonym verknüpft. Das Ergebnis deckt sich mit bisherigen Erkenntnissen: Bei den Ungeimpften ist die Infektions-, Hospitalisierungs- und Sterberate deutlich höher. Das gilt für die Delta- und für die Omikron-Variante – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Impfkampagnen werden wieder hochgefahren

Die Bundesländer haben bereits begonnen, ihre Impfkampagnen wieder hochzufahren. Die 15 steirischen Impfstraßen sind seit Dienstag in Betrieb. Gerald Lichtenegger vom Pandemiemanagement des Landes sieht Aufholbedarf. Gerade bei der dritten Dosis habe man ein „veritables Impfloch“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Auch in Kärnten ist noch Luft nach oben beim dritten Stich. Das Bundesland liegt hier im Österreich-Vergleich im unteren Drittel. Mit September werden deshalb die Impfkapazitäten erhöht – mehr dazu in kaernten.ORF.at. In Salzburg gibt es seit Mittwoch wieder Impfstraßen in allen Bezirken – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Ebenfalls erweitert wird das Impfangebot in Tirol. Neben eigenen Impfaktionen in den Gemeinden ab Ende August wird es zusätzliche Impfzentren, angepasste Öffnungszeiten und wieder den Impfbus geben – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Bereits vergrößert wurde das Impfangebot in Wien. Nun ruft die Stadt in Schreiben an die rund 144.000 Betriebe der Stadt zur Auffrischung der CoV-Impfung auf. Der Appell wurde gemeinsam mit der Wirtschaftskammer, der Ärztekammer und der Industriellenvereinigung (IV) verfasst – mehr dazu in wien.ORF.at. Auch Impfexperte Herwig Kollaritsch empfiehlt die vierte Impfung vor der erwarteten Herbstwelle – mehr dazu in wien.ORF.at.

Angepasste Impfstoffe

Die vierte Impfung gegen Covid-19 ist in Österreich seit der Vorwoche offiziell für alle über 60 empfohlen. Das Nationale Impfgremium (NIG) senkte in seiner jüngsten Anwendungsempfehlung die Altersgrenze von zuletzt 65 Jahren. Zusätzlich sollen sich Risikopersonen ab zwölf Jahren ebenfalls eine Auffrischung holen, so das NIG. Bis Ende August wird der proteinbasierte Impfstoffe von Valneva verfügbar sein, teilte das Gesundheitsministerium mit. Es ist der sechste CoV-Impfstoff, der in Österreich zum Einsatz kommt.

Im Herbst ausgerollt werden sollen auch an Omikron angepasste Impfstoffe. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft momentan die Zulassung zweier Produkte von Biontech und Pfizer sowie Moderna. Biontech und Pfizer haben bereits einen an die Omikron-Variante BA.1 angepassten Impfstoff entwickelt. Im August starteten zudem klinische Studien für ein Vakzin, das die derzeit in Österreich dominanten Varianten BA.5 und BA.4 abdeckt.

Moderna hat einen bivalenten Impfstoff entwickelt, der sich gegen BA.1 richtet. Dieser soll auch gut gegen BA.4 und BA.5 wirken, wie die britische Gesundheitsbehörde MHRA mitteilte. In Großbritannien wurde der Impfstoff am Montag zugelassen. Ebenfalls einen Variantenimpfstoff in Entwicklung hat die Firma Novavax. Mit diesem Impfstoff sei „nicht vor dem ersten Quartal 2023“ zu rechnen, sagte die Impfstoffexpertin Christina Nicolodi am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal.

Warten oder nicht?

Im Herbst dürfte die EMA grünes Licht für die angepassten Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie Moderna geben. Über 60-Jährigen raten Fachleute wie Infektiologe Kollaritsch, nicht auf diese Vakzine zu warten. Laut neueren Studiendaten könne durch die vierte Impfung das Sterberisiko im Vergleich zu dreifach Geimpften nochmals gesenkt werden, so Kollaritsch gegenüber dem „Kurier“.

Keine abschließende Antwort gibt es zur Frage, ob sich das Warten für unter 60-Jährige ohne Vorerkrankungen lohnt. Für gesunde Personen aus jüngeren Altersgruppen „würde ich empfehlen, auf den angepassten Impfstoff zu warten, der vermutlich im Herbst kommt“, sagte der in New York tätige Virologe Florian Krammer im Juli in einem „Standard“-Beitrag.

„Wenn mich impfwillige unter 60-Jährige fragen, ob sie auf einen an Omikron angepassten Impfstoff warten sollen, sage ich immer, das hänge auch vom persönlichen Risiko ab: Wer viel reist, hat ein anderes Risiko als jemand, der viel zu Hause ist“, so Impfstofffachmann Kollaritsch im „Kurier“.

„Vielversprechende Ergebnisse“

Der Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Herwig Ostermann, hielt im Ö1-Morgenjournal fest, „dass wir hier sehr vielversprechende Ergebnisse sehen und dass der Zulassungsprozess auch sehr weit ist“.

Zur Frage, wer sich den Booster holen sollte, verwies Ostermann auf das NIG und die EU-Seuchenschutzbehörde ECDC: „Und das bedeutet, dass insbesondere die Personen über 60 Jahre, dass insbesondere Personen mit Risiken, dass insbesondere Personen, die keine ausreichende Immunreaktion aufbauen, dass diese Personen jedenfalls jetzt auch schon die vierte Impfung in Anspruch nehmen sollen“, sagte Ostermann.