Nach Kritik: Abbas relativiert „Holocaust“-Vorwurf

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat heute seine umstrittenen Äußerungen zum Holocaust in Berlin relativiert. „Präsident Abbas bekräftigt, dass der Holocaust das abscheulichste Verbrechen der modernen menschlichen Geschichte ist“, schrieb die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.

Abbas hatte am Vortag bei einer Pressekonferenz mit dem deutschen Kanzler Olaf Scholz in Berlin Israel einen vielfachen „Holocaust“ an den Palästinensern vorgeworfen.

„Israel hat seit 1947 bis zum heutigen Tag 50 Massaker in 50 palästinensischen Orten begangen“, sagte er und fügte hinzu: „50 Massaker, 50 Holocausts.“ Abbas sagte nun laut Wafa, er habe in Berlin nicht die Einzigartigkeit des Holocaust infrage stellen wollen.

Gemeint habe Abbas vielmehr "die Verbrechen und Massaker gegen das palästinensische Volk, die Israels Streitkräfte seit der Nakba („Katastrophe", Kämpfe und Vertreibung der Palästinenser nach 1948, Anm.) begangen haben“, sagte Abbas den Angaben zufolge. „Diese Verbrechen haben bis zum heutigen Tage nicht aufgehört.“

Scholz hatte die Äußerung von Abbas in der Pressekonferenz nicht erwidert und wurde dafür von Oppositionspolitikern scharf kritisiert. Erst am Abend sagte er der „Bild“-Zeitung: „Gerade für uns Deutsche ist jegliche Relativierung des Holocaust unerträglich und inakzeptabel.“

Regierungssprecher Steffen Hebestreit räumte Fehler ein: Die Pressekonferenz sei zu schnell beendet worden, der Kanzler bedauere es, nicht direkt auf die Äußerungen reagiert zu haben, sagte Hebestreit. „Da war ich nicht schnell genug, aufmerksam genug, um darauf zu reagieren“, gab der Sprecher Scholz wieder: „Das war mein Fehler und den muss ich auf meine Kappe nehmen.“ Scholz bedauere den Fehler sehr.

Scharfe Kritik aus Israel

Der israelische Ministerpräsident Jair Lapid wies den Holocaust-Vorwurf des Palästinenserpräsidenten gegen Israel mit deutlichen Worten zurück. „Dass Mahmud Abbas Israel beschuldigt, ‚50 Holocausts‘ begangen zu haben, während er auf deutschem Boden steht, ist nicht nur eine moralische Schande, sondern eine ungeheuerliche Lüge“, schrieb Lapid auf Twitter und verwies auf die sechs Millionen Jüdinnen und Juden, die im Holocaust ermordet wurden.

Die Geschichte werde Abbas niemals verzeihen. Lapid ist selbst Sohn eines Holocaust-Überlebenden, des Journalisten und Politikers Josef „Tommy“ Lapid.