Amazon Angestellte demonstrieren
Reuters/Brendan Mcdermid
TikTok-Influencer

Kampagne gegen Amazons Praktiken

Um seine Produkte zu bewerben, sucht der Onlinehändler Amazon gezielt nach Partnerinnen und Partnern. Fündig wird das US-Unternehmen dabei auch bei Influencerinnen und Influencern, die ihre Follower zum Kauf anregen sollen. So auch bei TikTok, wo eine junge und gleichsam große Zielgruppe erreicht wird. Doch ausgerechnet dort fahren US-Influencerinnen und -Influencer nun eine Kampagne gegen Amazon.

So hat sich eine Gruppe von bekannten TikTokern formiert und gemeinsam erklärt, sich zu weigern, mit Amazon zusammenzuarbeiten, bis aktuelle Forderungen der Amazon-Gewerkschaft erfüllt werden. Hintergrund: Im April war der Weg für die erste Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmervertretung frei gemacht worden – die erste in der 28-jährigen Firmengeschichte von Amazon. Davor waren entsprechende Rufe regelmäßig am Konzern abgeprallt.

Es war auch ein Signal an viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen zusammenschließen wollen. Generell steht der Vorwurf gegen Amazon im Raum, den Gewinn über die Sicherheit der Angestellten zu stellen und eine gewerkschaftliche Vertretung zu behindern. Das zu ändern ist eine Forderung der Gewerkschaft – neben einem Mindestlohn von 30 US-Dollar pro Stunde und besseren Arbeitsbedingungen.

Schlechter Umgang „wird nicht länger toleriert“

Hier setzt die Kampagne der Influencer an („People Over Prime“, deutsch sinngemäß: „Menschen über Prime stellen“). Laut einem veröffentlichten Statement handle es sich um ein gemeinnütziges Bündnis (Gen-Z for Change) aus rund 70 TikTokern mit insgesamt mehr als 51 Millionen Followerinnen und Followern, wie es heißt. Man wolle „Amazon dazu auffordern, auf ihre Mitarbeiter zu hören und greifbare Änderungen an ihrer Arbeitsumgebung vorzunehmen“, wie zu lesen ist.

Amazons schlechter Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und „der unverhohlene Einsatz von gewerkschaftsfeindlichen Taktiken werden von der TikTok-Community und den TikTok-Machern nicht länger toleriert“, hieß es zudem – und: Solange die Forderungen der Gewerkschaft für die beiden Standorte JFK8 und LDJ5 in New York City nicht erfüllt seien, weigere man sich, Amazon zu Gewinn zu verhelfen, wie sinngemäß formuliert wurde.

„Sie wissen, dass TikTok mächtig ist“

Amazon wisse, wie viel Einfluss TikTok-Influencer haben, wurde die stellvertretende Geschäftsführerin von Gen-Z for Change, Elise Joshi, von der „New York Times“ zitiert. Der Onlinehändler nutzt TikTok schon seit Längerem für sein Influencer-Programm. Hier geht es am Ende darum, dass Nutzerinnen und Nutzer ihren Followern Produkte von Amazon vorschlagen – Platz für Empfehlungen gibt es zur Genüge: TikTok verfügt über eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer.

„Die Millionen, die Amazon in TikTok gesteckt hat, zeigen, dass sie wissen, dass TikTok mächtig ist. Wenn sie also mit mächtigen Kreativen sprechen, können wir das ausnutzen“, so Joshi. Gleichzeitig verwies sie auf andere gewerkschaftliche Organisierungskampagnen bei großen Einzelhändlern wie der US-Kaffeehauskette Starbucks und der größten US-Supermarktkette Kroger, die man auf ähnliche Weise unterstützt habe.

Nicht nur wolle man Druck auf Amazon ausüben, auch gehe es darum, TikTok-Influencerinnen und -Influencer davon abzuhalten, weiterhin mit Amazon zusammenzuarbeiten, um das Bewusstsein für Anliegen von Gewerkschaften im ganzen Land zu schärfen, wie es seitens der Kampagne hieß. Die Amazon-Gewerkschaft bedankte sich für die „Solidarität“, von Amazon lag bis zuletzt keine öffentliche Stellungnahme vor.