Feuerwehr bei einem Einsatz
APA/Freiwillige Feuerwehr Zöbing
Enorme Niederschläge

Einsatzkräfte im Dauereinsatz

Die Unwetter über Österreich, die schon am Donnerstag begonnen haben, verlangen den Helferinnen und Helfern viel ab. Am Freitag gab es erneut Starkregen und Stürme im Westen des Landes, allein in Vorarlberg rückten die Einsatzkräfte Hunderte Male aus. Hier kam es zu neuen Rekordmengen an Niederschlag. Unbeständig bleibt das Wetter im Großteil des Landes laut ORF-Wetterredaktion auch am Samstag.

Am Donnerstag waren in Österreich fünf Menschen ums Leben gekommen, eine weitere Person starb auf Korsika. Das 13-jährige Mädchen aus Österreich wurde offenbar auf einem Campingplatz auf der französischen Insel getötet, als ein Baum auf einen Bungalow stürzte. Am Freitagnachmittag ging es in Österreich mit den Unwettern heftig weiter. Feuerwehr, Rettung und zahlreiche weitere Einsatzkräfte waren besonders im Westen Österreichs im Dauereinsatz.

In Vorarlberg wurde ein Mann aus dem Rhein bei Lustenau geborgen. Er soll unverletzt geblieben sein. In Dornbirn sollen mehrere Personen aus einem steckengebliebenen Pkw befreit worden sein. Am späten Nachmittag wurden die Menschen im Großraum Dornbirn/Bregenz dazu aufgefordert, ihre Häuser oder ihren Arbeitsplatz nicht zu verlassen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Prendergast (ORF) zu Regen in Vorarlberg

Bettina Prendergast berichtet von der aktuellen Lage in Vorarlberg, das am Freitag von einer Starkregenfront heimgesucht worden ist.

Regenmengen „absolute Ausnahme“

Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) kamen in Vorarlberg Rekordmengen an Regen zusammen. In Bregenz waren es bis zum Nachmittag über 200 Liter pro Quadratmeter, der bisherige Höchstwert lag bei 174 Liter (1968). In Dornbirn waren es knapp 180 Liter. Im Rheintal fielen laut der Vorarlberger Landeswarnzentrale in sechs Stunden bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter, das sei „eine absolute Ausnahme“. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Niederschlagswert für den Monat August liegt in Vorarlberg bei 100 Litern.

Überschwemmungen in Bregenz
APA/Angelika Grabher-Hollenstein
Land unter in Bregenz: Die Mengen an Niederschlag waren enorm

Verkehrschaos als Folge

Wasser drang in viele Gebäude ein, Unterführungen und ganze Straßen wurden unter Wasser gesetzt. Mehrere Straßen mussten gesperrt werden, auch die Busverbindungen waren davon betroffen. Jene zwischen Götzis und Hörbranz wurde bis Samstagfrüh eingestellt. Auch einige Zugsverbindungen mussten vorübergehend unterbrochen werden – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Laut der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle liefen über 1.100 Einsätze im Bundesland.

Starkregen in Vorarlberg

Die Vorarlberger Feuerwehren werden am Freitag zu Hunderten Einsätzen gerufen, Unterführungen überflutet und Straßen vermurt. Aufräumarbeiten und Ursachensuche nach den Sturm- und Orkanböen gibt es in Kärnten, wo am Donnerstag am Sankt Andräer See zwei Mädchen von einem Baum erschlagen wurden.

Das für die Niederschläge verantwortliche Genua-Tief hatte auch für eine Regenwarnung für Nordtirol gesorgt. In Tirol wurden bis Samstagfrüh aber keine größeren Einsätze gemeldet. Es gab zwar im Unterland einige Alarmierungen, schwere Schäden oder Überflutungen wurden bisher nicht gemeldet – mehr dazu in tirol.ORF.at.

In Teilen der Schweiz ging ebenfalls kräftiger Regen nieder, besonders groß waren die Niederschlagsmengen in den zentralen und östlichen Alpen an der Grenze zu Vorarlberg. Das Schweizer Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie erließ zunächst bis Mitternacht für Teile der Zentral- und Ostschweiz eine Unwetterwarnung der Stufe drei („erhebliche Gefahr“).

Aufräumen und Unglaube

Andernorts stand der Freitag im Zeichen des Aufräumens. In Kärnten, wo am Vortag zwei Mädchen durch die Unwetter ums Leben kamen, saß der Schock noch tief. Die Stärke des Sturms hatte alle überrascht, selbst die Fachleute.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Die Gewitterlinie habe sich laut ZAMG sehr schnell und heftiger als von den Vorhersagemodellen berechnet entwickelt.

Innerhalb von Minuten hatte es einen Sprung von schwachem Wind auf knapp über 100 km/h gegeben, ein solches Wetterphänomen sei dort äußerst selten, so Christian Stefan, Leiter der ZAMG in Klagenfurt, im Gespräch mit der APA. Die Gewitterwarnung sei vorgelegen, eine genaue Prognose bzw. der konkrete Verlauf des Gewitters sei dann nicht gut erfasst worden. Bis zu einem gewissen Grad seien Gewitter unberechenbar, so Stefan.

Reparaturen am Stromnetz dauern an

Auch in der Steiermark hatte es am Donnerstag keine Zeit gegeben, um sich vorzubereiten. Laut steirischem Katastrophenschutz habe die Vorwarnzeit nur rund 20 Minuten betragen, viel zu wenig, um die Bevölkerung noch per Radio zu warnen, so Leiter Harald Eitner gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Die Landeswarnzentrale sei von der Intensität des Unwetters selbst überrascht worden, weil es kaum zu prognostizieren gewesen sei.

Mitarbeiter reparieren Schäden an einer Stromleitung
APA/Energie Steiermark
Die Energiebetreiber rückten aus, um das Stromnetz zu reparieren

In der Steiermark hinterließ die Sturmfront ein Bild der Verwüstung. Aus den meisten Bezirken wurden teils schwere Schäden durch auf Straßen, Gebäude und Fahrzeuge gestürzte Bäume gemeldet. Zahlreiche Hausdächer wurden abgedeckt, mehrere Wanderer mussten von den steirischen Bergen gerettet werden. Zwischenzeitlich waren um die 85.000 steirische Haushalte ohne Strom, die Reparaturen am Stromnetz werden teils noch Wochen dauern – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Hohe Schäden erwartet

Die Schäden sind insgesamt beträchtlich. Die Hagelversicherung berichtete am Freitag von zwei Mio. Euro Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Süden Österreichs. Deutlich mehr ist es bei der Wiener Städtischen. Diese rechnet mit „mehreren tausend Schäden in Höhe von fünf Millionen Euro“.

Die ÖBB teilten am Freitag mit, dass alle verfügbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Schäden der Unwetter in Kärnten und der Steiermark schnellstmöglich beheben sollten, damit der planmäßige Zugsverkehr ab Samstag mit Betriebsbeginn wieder aufgenommen werden könne. Fernverkehrszüge (Nightjets) von Wien – Venedig bzw. Graz – Zürich könnten bereits ab Freitag wieder planmäßig geführt werden. Der Nahverkehr in der Steiermark sollte mit Betriebsbeginn Samstag wieder planmäßig fahren, in Kärnten fuhr er bereits am Freitag wieder. Ursprünglich hatte es geheißen, die Behinderungen würden bis Montag dauern – mehr dazu in wien.ORF.at.