Polizeiauto vor einer überschwemmten Straße in Vorarlberg
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Unwetter

Entspannung in Vorarlberg, Einsätze in Tirol

Der Starkregen in Vorarlberg hat am Freitag rund 1.500 Feuerwehreinsätze notwendig gemacht. Die Rekordniederschläge führten zu Überflutungen von Ortsteilen und Straßen, auch Muren gingen nieder. Ein wichtiger Abschnitt der Rheintalautobahn (A14) war zeitweise gesperrt. Ein Ende des Regens gegen Mitternacht brachte aber Entspannung. Im Tannheimer Tal in Tirol kam es unterdessen unwetterbedingt zu Einsätzen. Unbeständig bleibt das Wetter im Großteil des Landes laut ORF-Wetterredaktion auch am Samstag.

Die Aufräumarbeiten waren am Samstag in vollem Gange. Verletzt wurde bei den Unwettern am Freitag niemand. Bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) in Feldkirch überschlugen sich aber die Ereignisse: Im Sekundentakt wurden Wassereintritte in Gebäude gemeldet, vor allem Keller und Garagen liefen voll. Ebenso wurden Unterführungen und Fahrbahnen auch wichtiger Verkehrsadern überschwemmt, mehrere Autos steckten in den Wassermassen fest.

Die Rheintalautobahn war von Freitagabend, 18.00 Uhr, bis Samstagfrüh, 2.00 Uhr, nicht befahrbar. Zeitweise war auch die Bahnlinie ab Dornbirn in Richtung Bregenz gesperrt – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Überschwemmte Straße in Bregenz, Vorarlberg
APA/Angelika Grabher-Hollenstein
Überschwemmte Straße in Bregenz

Unteres Rheintal besonders betroffen

Besonders betroffen war das Untere Rheintal, wo neben Bregenz speziell die beiden Gemeinden Wolfurt und Kennelbach im Fokus standen. Über die Ufer getretene Bäche überfluteten das Ortszentrum von Wolfurt, auch Muren gingen nieder. Mehrere Firmengebiete wurden überschwemmt.

Weiter im Süden, in Götzis (Feldkirch), stand nach einem Dammbruch eine 200 Quadratmeter große Tiefgarage zwei Meter unter Wasser, in Altach musste der Bereich vor dem Schwimmbad Rheinauen geflutet werden.

Prendergast (ORF) zu Regen in Vorarlberg

Bettina Prendergast berichtet von der aktuellen Lage in Vorarlberg, das am Freitag von einer Starkregenfront heimgesucht worden ist.

Flüsse: Große Wassermengen nach Trockenheit

Hatten Vorarlbergs Fließgewässer aufgrund der Trockenheit der vergangenen Wochen Niederwasser geführt, so verwandelten sie sich am Freitagnachmittag in reißende Flüsse und Bäche. Nach dem Ende des Regens beruhigten sich die Pegel rasch und sanken auf das Niveau von „erhöhtem Mittelwasser“, das sehr häufig auftritt.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Der Bodensee-Wasserstand – dieser ist weiter sehr niedrig – legte von Freitagfrüh bis Samstagfrüh um 21 Zentimeter zu. Damit der Bodensee um nur einen Zentimeter steigt, braucht es 5,4 Millionen Kubikmeter Wasser.

ZAMG: Neue Rekorde

Nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab es bis Freitagnachmittag über das ganze Land verteilt neue Rekorde an 24-Stunden-Regenmengen: In Bregenz kamen bis 16.30 Uhr über 200 Liter pro Quadratmeter zusammen (bisheriger Höchstwert: 174 Liter/1968), in Dornbirn waren es knapp 180 Liter (113 Liter/2013).

In Fraxern im Bezirk Feldkirch wurden knapp 160 Liter (126 Liter/2013) verzeichnet, in der Stadt Feldkirch 150 Liter (122 Liter/1910). Zum Vergleich: Durchschnittlich fallen in Vorarlberg im ganzen Monat August nicht mehr als 100 Liter Regen.

Tirol: Zahlreiche Einsätze im Tannheimer Tal

Tirol kam – obwohl auch für den östlichen Nachbarn Vorarlbergs eine Regenwarnung galt – weit glimpflicher davon. Allerdings gab es auch im Tiroler Unterland Überflutungen und Murenabgänge. Im Tannheimer Tal waren die Feuerwehren am Samstag im Dauereinsatz. Es war kurzzeitig nur über Deutschland erreichbar – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Reparaturarbeiten mit Hubschrauber an der beschädigten 220kV Leitung in Weißkirchen, Steiermark
APA/EXPA/Dominik Angerer
In der Steiermark musste das Stromnetz repariert werden

Beruhigt hatte sich die Situation zuletzt in der Steiermark und Kärnten. In beiden Bundesländern waren am Samstag die Aufräumarbeiten im Gange. Wie der Präsident des österreichischen Bundesfeuerwehrverbands, Robert Mayer, erklärte, wurden in der Steiermark rund 1.000 Einsätze aufgrund des Unwetters verzeichnet, die 370 Feuerwehren sowie fünf Ortsstellen der Bergrettung beschäftigten. In Kärnten waren 94 Einsatzkräfte der Feuerwehr, Wasserrettung, Rettung sowie 16 Polizeibeamtinnen und -beamte im Einsatz.

Appell des steirischen Zivilschutzverbands

Nach den dramatischen Unwettern appellierte der steirische Zivilschutzverband einmal mehr, für Notfälle und Katastrophen vorbereitet zu sein. Auch in der Steiermark hatte die Sturmfront am Donnerstag ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Aus den meisten Bezirken wurden teils schwere Schäden durch auf Straßen, Gebäude und Fahrzeuge gestürzte Bäume gemeldet – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Am Samstag waren zwar sowohl für Vorarlberg als auch für Tirol Niederschläge angekündigt, doch sollten diese im Rahmen bleiben. Die Wetterlage bleibt laut der ORF-Wetterredaktion im Großteil Österreichs unbeständig und windig – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Tote nach Unwettern am Donnerstag

Am Donnerstag waren in Österreich fünf Menschen ums Leben gekommen, eine weitere Person starb auf Korsika. Das 13-jährige Mädchen aus Österreich wurde offenbar auf einem Campingplatz auf der französischen Insel getötet, als ein Baum auf einen Bungalow stürzte.

Die Schäden sind insgesamt beträchtlich. Die Hagelversicherung berichtete am Freitag von zwei Millionen Euro Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Süden Österreichs. Deutlich mehr ist es bei der Wiener Städtischen. Diese rechnet mit „mehreren tausend Schäden in Höhe von fünf Millionen Euro“.

Feuerwehrleute während der Beseitigung von Unwetterschäden an einer Bahnstrecke in Zöbing, Niederösterreich
APA/Freiwillige Feuerwehr Zöbing
Auch in Niederösterreich kam es zu Unwetterschäden

Karner dankte Einsatzkräften der Feuerwehr

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) dankte nach den Unwettern den 350.000 Mitgliedern der Feuerwehren. Diese würden „eine unschätzbare Arbeit für die Sicherheit, aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land“ leisten. Sie hätten „jede Unterstützung verdient“, meinte Karner anlässlich des Antrittsbesuchs des neuen Präsidenten des österreichischen Bundesfeuerwehrverbands Mayer. Karner hatte Mayer am Freitag im Innenministerium in Wien empfangen, wie das Innenministerium am Samstag mitteilte.

Deutscher Wetterdienst: Weiter heftiger Starkregen

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt unterdessen auch am Samstag vor heftigem Stark- und Dauerregen. Besonders der Alpen-Rand soll betroffen sein. Größere Einsätze aufgrund der Wetterlage im an Österreich grenzenden südlichen Bundesland Bayern gab es in der Nacht laut Angaben der Polizei nicht.

In Niederbayern kam es auf einigen Bundesstraßen zu Aquaplaning. Ernsthaft verletzt wurde bei den Unfällen allerdings niemand, wie es hieß. Der „unwetterartige Regen“ soll sich laut DWD im Laufe des Tages fortsetzen. In Teilen der Schweiz ging ebenfalls kräftiger Regen nieder, besonders groß waren die Niederschlagsmengen in den zentralen und östlichen Alpen an der Grenze zu Vorarlberg.