Robusta-Kaffeebohnen
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Vietnam

Robusta-Hype belastet Weltmarkt

Arabica oder doch Robusta? Steigende Lebensmittel- wie Kaffeepreise haben die Nachfrage nach der herben und im Vergleich günstigeren Robusta-Bohne in die Höhe schnellen lassen. Den weltweit größten Robusta-Produzenten Vietnam stellt das vor Herausforderungen: Die Bestände im Land schwinden, zugleich werden Ernteeinbußen erwartet – keine guten Aussichten für den ohnehin angespannten Weltmarkt.

Eine Tasse Kaffee in der Früh ist für viele unabdingbar. Doch der Preis für Kaffeebohnen steigt seit einer Weile fast ohne Unterbrechung an. Anstatt zur teuren Arabica-Sorte wird angesichts weltweiter Teuerungen zunehmend zu billigeren Röstmischungen und Instant-Kaffee auf Robusta-Basis gegriffen. Und in vielen Fällen kommt die herbe Robusta-Bohne aus Vietnam.

Das asiatische Land gilt als zweitgrößter Kaffeeproduzent hinter Brasilien. Im Robusta-Segment ist Vietnam die Nummer eins. Die Sorte macht rund 90 Prozent der vietnamesischen Kaffeeproduktion aus. Die Branche steht nun aber ob der Nachfrage vor einem großen Problem: „Vietnams riesige Vorräte an Kaffeebohnen schrumpfen, ein Phänomen, das die steigenden Weltpreise noch weiter nach oben treiben wird“, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Kaffeebohnenernte in Vietnam
Reuters/Nguyen Huy Kham
Vietnam gilt als zweitgrößter Kaffeeproduzent der Welt

Schwindende Kaffeebestände

Die Lagerbestände dürften sich bis Ende September gegenüber dem Vorjahr halbieren – von 400.000 auf 200.000 Tonnen. Zu dem Schluss kommt eine Bloomberg-Umfrage unter Händlerinnen und Händlern. In den Jahren 2022 und 2023 dürfte die Produktion insgesamt um sechs Prozent auf 1,72 Millionen Tonnen zurückgehen, heißt es weiter.

Die Kaffeeexporte des südostasiatischen Landes sind indes von Jänner bis Juli gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 1,13 Millionen Tonnen gestiegen. Das Niveau dürfte schwer aufrechtzuerhalten sein: Phan Hung Anh, Geschäftsführer der Quang Minh Coffee Trading JSC in der südlichen Provinz Binh Duong, befürchtet einen drohenden Kaffeebohnenmangel bis Anfang November.

Robusta-Kaffee

gilt gemeinhin als weniger anspruchsvoll als die edlere und teurere Arabica-Sorte. Die Robusta-Pflanze verträgt höhere Temperaturen, ist weniger krankheitsanfällig und bringt einen höheren Ernteertrag.

Auch Robusta wird teurer

Die hohe Nachfrage nach zweieinhalb Jahren Pandemie geht Hand in Hand mit Preissteigerungen. Der Preis für Robusta-Bohnen sei nach einem Zehnmonatstief im Juli um 17 Prozent angestiegen, so Bloomberg – das gehe unter anderem auf Versorgungsprobleme in Brasilien und Afrika zurück. Kommt die Arabica-Bohne am Weltmarkt aktuell je nach Sorte auf 2,2 bis 2,9 US-Dollar (2,2 bis 2,9 Euro) pro Pfund (rund 0,5 Kilogramm), so sind es bei der Robusta-Bohne in etwa genau ein US-Dollar (rund ein Euro).

Zum Vergleich: Laut Daten der International Coffee Organization (ICO) kam ein Pfund brasilianische Arabica-Bohnen im Juli 2020 auf rund 98 US-Cent (99 Euro-Cent), ein Pfund Robusta-Bohnen kam auf rund 68 US-Cent (69 Euro-Cent). Und auch in Vietnam kommt es zu Teuerungen. In der Provinz Dak Lak, die etwa ein Drittel der Ernte des Landes ausmacht, kletterte der Preis Mitte August auf ein Rekordhoch von 49.100 Dong (2,10 US-Dollar) pro Kilogramm.

Gründe für den Ernteschwund

Entspannung ist nicht in Sicht. Ein Rückgang der Anbaufläche für „profitable“ Kaffeebäume und steigende Düngemittelpreise werden sich wahrscheinlich auf die Produktion in diesem und nächstem Jahr auswirken, erwartet Do Ha Nam, Vorsitzender der Intimex Group und stellvertretender Leiter der Vietnam Coffee and Cocoa Association.

Ähnlich ist die Einschätzung des US-Finanzdienstleisters Citigroup Inc: Lokale Ernteerhebungen würden einer Prognose zufolge darauf hindeuten, dass die Entwicklung der Kaffeekirschen in diesem Jahr unter dem Mangel an Düngemitteln gelitten habe. Für die bevorstehende Anbausaison stelle das ein „erhebliches Risiko dar“, heißt es in einem Bericht Anfang dieses Monats.

Kaum Erholung auf Weltmarkt

Schon während der Pandemie stand Vietnams Kaffeeproduktion unter Druck. Der Hafen von Ho-Chi-Minh-Stadt, eines der wichtigsten Drehkreuze für Kaffeebohnen, wurde durch Lockdowns in seinem Betrieb zwischenzeitlich deutlich eingeschränkt. Und das war nicht das einzige Problem: Weil die Pandemie die internationalen Lieferketten durcheinandergewirbelt hat, fehlten in einigen Teilen der Welt Container, während sie sich in anderen Regionen gestapelt hatten.

Supermarktregal mit verschiedenen Kaffeesorten
picturedesk.com/dpa/Wolfgang Kumm
Konsumentinnen und Konsumenten bekommen die steigenden Preise zu spüren

Erholen konnte sich der Weltmarkt seither kaum. „Der globale Kaffeemarkt sieht sich mit einem der größten Defizite der jüngsten Vergangenheit konfrontiert“, heißt es bei Bloomberg auch. Der Kaffeeanbau wird zunehmend vom Klimawandel mit steigenden Temperaturen, abnehmendem Regen, Wetterextremen sowie zusätzlichen Krankheiten bedroht.

Die brasilianische Produktion wurde 2021 etwa durch Dürre und Frost geschmälert – die Folgen sind immer noch spürbar. Trockenheit dezimierte auch die Robusta-Erträge in Uganda. In Kolumbien wurden Kaffeekirschen von schweren Regenfällen zerstört. Und auch in Honduras, Guatemala und Nicaragua gehen die Kaffeevorräte allmählich zur Neige.