IAEA-Team reist von Kiew in AKW Saporischschja

Die Fachleute der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind offenbar auf dem Weg zu dem von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja. Ein Autokonvoi der IAEA sei heute Früh von Kiew in Richtung des AKW im Südosten der Ukraine aufgebrochen, berichtete ein Reuters-Augenzeuge.

Es ist unklar, wann die Überprüfung des größten Atomkraftwerks Europas stattfinden soll. Die 14 Fachleute unter Leitung des IAEA-Chefs Rafael Grossi sollen über die Front zum AKW in russisch kontrolliertem Gebiet reisen.

Empfang bei Selenskyj

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Fachleute zuvor in Kiew empfangen. „Das Eintreffen der IAEA-Mission in der Ukraine ist heute sicherlich eine der wichtigsten Sicherheitsfragen der Ukraine und der Welt“, sagte er gemäß einem Video, das gestern im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wurde.

Wolodymyr Selenskyj und Vertreter der IAEA in Kiew
Reuters/Ukrainian Presidental Press Service

Selenskyj nannte eine „unverzügliche Entmilitarisierung“ des von Russland besetzten Atomkraftwerks als Ziel. Es solle eine demilitarisierte Zone um das Kraftwerk herum geschaffen werden „und ein Übergang des AKW unter die Kontrolle des ukrainischen Staats“, betonte Selenskyj. Nur so seien alle atomaren Risiken aus­schließ­bar.

Russland plant für Besichtigung einen Tag ein

Die geplante Besichtigung des AKW durch die IAEA soll nach russischer Darstellung einen Tag dauern. Der Chef der von Russland eingesetzten örtlichen Verwaltung, Jewgeni Balizki, sagte der Nachrichtenagentur Interfax, die Inspektoren sowie die Inspektorin der UNO-Behörde hätten einen Tag Zeit. Balizki erklärte, er erwarte nicht viel von dem Besuch.

Die Aufgabe des IAEA-Teams ist es, den Zustand des Kraftwerks zu überprüfen. Die Gruppe sei dazu da, die Situation „so weit zu stabilisieren, wie wir können“, so der IAEA-Chef. Er hofft auf Gespräche mit ukrainischen Kraftwerksmitarbeitern.

Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar geriet das AKW Anfang März unter Kontrolle der russischen Armee. Mehrfach wurden Gebäude und die nahe Stadt Enerhodar mit Raketenwerfern und Artillerie beschossen. Kiew weist jegliche Verantwortung zurück und wirft den russischen Truppen vor, sich selbst zu beschießen.