Der russische Präsident Wladimir Putin und der verstorbene Lukoil-Topmanager Rawil Maganow
picturedesk.com/Tass/Mikhail Metzel
Fenstersturz

Mysteriöser Tod von Lukoil-Chef

Der Vorstandschef des russischen Ölkonzerns Lukoil, Rawil Maganow, ist nach einem Sturz aus dem Fenster eines Moskauer Krankenhauses verstorben. Das berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag. Es ist nicht der erste auffällige Todesfall unter russischen Topmanagern seit Ausbruch des Krieges.

Die Polizei hat Ermittlungen eingeleitet, in Medienberichten wurde ein möglicher Suizid ins Treffen geführt. Bei Maganow sei im Krankenhaus neben Herzproblemen eine Depression diagnostiziert worden, hieß es. Der 67-jährige Maganow war seit 1993 bei Lukoil, vor zwei Jahren wurde er Vorstandschef.

Lukoil bestätigte den Tod des Managers. „Wir bedauern zutiefst, mitteilen zu müssen, dass Rawil Maganow nach einer schweren Krankheit verstorben ist“, erklärte Lukoil ohne nähere Angaben. Ein unternehmensnaher Insider sagte laut der Nachrichtenagentur Reuters, im Lukoil-Management gehe man von einem Suizid aus. Beweise dafür habe er aber nicht zu sehen bekommen. Zwei Personen aus dem näheren Umfeld Maganows hielten die Suiziderklärung dagegen für „höchst unwahrscheinlich“.

Beim Rauchen abgestürzt?

In einem russischen Telegram-Channel wurde zudem die Theorie verbreitet, Maganow könnte beim Rauchen von einem kleinen Balkon in dem Gebäude abgestürzt sein. Demzufolge sei eine Zigarettenschachtel dort gefunden worden.

Maganow war ein enger Mitarbeiter von Wagit Alekperow, einem der Gründer von Lukoil und einem der reichsten Menschen Russlands. Alekperow trat im April als Präsident von Lukoil zurück. Zuvor hatte Großbritannien im Rahmen der Sanktionen gegen Russland sein Vermögen eingefroren und ihm ein Reiseverbot auferlegt.

Konzern forderte öffentlich Kriegsende

Lukoil selbst hatte als Konzern Anfang März ein sofortiges Ende des Militäreinsatzes in der Ukraine gefordert. „Wir setzen uns für die sofortige Beendigung des bewaffneten Konflikts ein und unterstützen voll und ganz dessen Lösung durch den Verhandlungsprozess und mit diplomatischen Mitteln“, hieß es in einer Mitteilung vom 3. März.

Der russische Präsident Wladimir Putin und der verstorbene Lukoil-Topmanager Rawil Maganow
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Russlands Präsident Wladimir Putin und Maganow

Lukoil ist im Gegensatz zu anderen wichtigen russischen Energieunternehmen wie Rosneft und Gasprom kein staatlicher Konzern. Das Unternehmen ist an der Börse in London gelistet. Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) saß zwei Jahre lang im Aufsichtsrat von Lukoil, schied aber Anfang März angesichts des Krieges aus dem Unternehmen aus.

Reihe an auffälligen Todesfällen

Maganows Ableben reiht sich in eine Serie an Todesfällen unter Russlands Topmanagern ein. Vor ihm kam Medienberichten zufolge beispielsweise im Mai der 43-jährige Lukoil-Manager Alexander Subbotin ums Leben – angeblich bei einer schamanischen Behandlung gegen Alkoholsucht. Dabei soll Krötengift zum Einsatz gekommen sein. Subbotin wurde Berichten zufolge zeitweise als Kandidat für den Chefposten bei Lukoil gehandelt.

Daneben sind seit Jahresbeginn mehrere Manager russischer Energiekonzerne tot aufgefunden worden, teils samt ihren Familien. Auch hier soll es sich um Suizid bzw. Mord und Suizid gehandelt haben. Im April wurden im spanischen Küstenort Lloret de Mar die Leichname des früheren Managers des Gaskonzerns Nowatek, Sergej Protosenja, seiner Frau und ihrer 18-jährigen Tochter entdeckt. Frau und Tochter sollen erstochen worden sein, Protosenja habe sich selbst getötet.

Nur einen Tag zuvor waren in einem Moskauer Apartment der ehemalige Vizepräsident der Gasprombank, Wladislaw Awajew, seine Gattin und ihre 13-jährige Tochter tot aufgefunden worden. In beiden Fällen gingen die Ermittler von Mord und Suizid aus. Zweifel daran äußerte jedoch der langjährige Vizechef der Gasprombank, Igor Wolobujew. Dieser war kurz zuvor in die Ukraine geflohen und gab an, dort gegen die russischen Truppen kämpfen zu wollen. Er äußerte die Vermutung, dass der Mord inszeniert gewesen sei.