Verfassungsreferendum in Chile: Hunderttausende marschierten

Knapp vor der historischen Abstimmung morgen haben Befürworter und Gegner einer neuen Verfassung für Chile ihren Wahlkampf mit Großveranstaltungen beendet. 250.000 bis 500.000 Menschen folgten laut dem Nachrichtenportal Amerika21.de gestern dem Aufruf des Lagers „Apruebo“ („Ich stimme zu“) zum Wahlkampfabschluss ins Zentrum von Santiago. Gleichzeitig fand auch der von rechten Parteien organisierte Wahlkampfabschluss des ablehnenden Lagers „Rechazo“ statt.

Kundgebung in Santiago, Chile
Reuters/Ivan Alvarado

Namhafte Künstler wie Illapu, Inti-Illimani und Ana Tijoux traten auf, um für die ausgearbeitete neue Verfassung zu werben. Organisiert und getragen wurde die Wahlkampagne von linken Parteien, Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, Künstlern und Schülern- sowie Studierendenvertretungen. An der Gegenveranstaltung von „Rechazo“ nahmen Organisatoren zufolge etwa 700 Leute teil, welche im Nachhinein als geschlossene Veranstaltung deklariert wurde.

Prognose: Nein zu Verfassungsreform

Eine große Diskrepanz der Teilnehmerzahl bei Kundgebungen, Solidaritätsaktionen und Demonstrationen zwischen beiden Wahlalternativen war laut dem auf Lateinamerika spezialisierten Portal in der zurückliegenden Kampagne keine Seltenheit und zeigte sich in allen Regionen Chiles.

Trotz der vielen Menschen, die für die Verfassungsreform auf die Straße gehen, sagen Umfragen einen klaren Sieg des gegnerischen Lagers mit 55 bis 62 Prozent voraus.

Bei der Wahl morgen, bei der die aus der Pinochet-Diktatur stammende Verfassung durch eine von freigewählten Vertretern geschriebene ersetzt werden soll, sind laut Wahlbehörde knapp über 15 Millionen Menschen stimmberechtigt.

Ein zentrales Merkmal des zur Abstimmung stehenden Entwurfs ist eine Stärkung der staatlichen Rolle, aber auch eine Stärkung der Rechte von Kindern, älteren Menschen, Menschen mit Behinderung, Frauen, der LGBTIQ-Community und der indigenen Gemeinschaften.