Polizeiautos und Polizisten auf und neben der Straße
AP/The Canadian Press/Heywood Yu
Zehn Morde in Kanada

Zweiter Verdächtiger nach Festnahme tot

Wenige Tage nach den Messerangriffen mit mindestens zehn Toten in der kanadischen Provinz Saskatchewan ist nun auch der zweite Verdächtige (30) tot. Er starb am Mittwoch (Ortszeit) kurz nach seiner Festnahme und Medienberichten zufolge an sich selbst zugefügten Verletzungen. Sein älterer Bruder (31) war bereits am Dienstag tot aufgefunden worden.

Der jüngere Bruder war seit den Morden vom Sonntag auf der Flucht. Die Einwohner der Region waren vor einem „als gefährlich eingestuften Mann“ gewarnt worden. Die Fahndung wurde auf drei Provinzen im Zentrum Kanadas ausgeweitet. Der Verdächtige wurde laut Polizei in der Nähe von Rosthern in Saskatchewan ausfindig gemacht und festgenommen.

Eine Stunde vor seiner Festnahme hatte die Polizei eine Warnung vor einem mit einem Messer bewaffneten Mann in einem gestohlenen weißen Fahrzeug etwa hundert Kilometer von den Tatorten entfernt herausgegeben. Wenige Stunden nach seiner Festnahme hieß es, dass der 30-Jährige nach einem „medizinischen Notfall“ im Krankenhaus gestorben sei. Zu den genauen Umständen des Todes machte die Polizei keine näheren Angaben. Es gebe nun eine Autopsie und eine „unabhängige, externe Untersuchung“.

Polizeiautos und Polizisten auf und neben der Straße
AP/The Canadian Press/Kelly Geraldine Malone
Der zweite Verdächtige wurde nach seiner mehrtägigen Flucht in der Provinz Saskatchewan festgenommen

Mann seit Mai von Polizei gesucht

Er soll laut Polizei ein „langes Vorstrafenregister“ gehabt haben. Die Polizei suchte bereits seit Mai nach ihm, weil er sich nicht an seine Bewährungsauflagen gehalten hatte. Er war unter anderem wegen Diebstahls zu fast fünf Jahren Haft verurteilt worden. In zwei Jahrzehnten sammelte der Mann 59 Verurteilungen wegen Körperverletzung, Körperverletzung mit einer Waffe, Drohungen, Körperverletzung eines Polizisten und Raub, zitierte der öffentlich-rechtliche kanadische Radiosender CBC Dokumente des Parole Board of Canada vom Februar dieses Jahres.

Etwa die Hälfte der Delikte betreffe Verstöße oder Nichtbefolgung bereits bestehender Anordnungen. Wegen seines gewalttätigen Verhaltens hatte er ein lebenslanges Waffenverbot. Die Bewährungsdokumente zeichnen das Bild eines Mannes, der bereits in seiner späten Kindheit mit Drogen- und Alkoholkonsum zu kämpfen hatte. Im Alter von 14 Jahren soll er laut den Dokumenten mit dem Konsum von Kokain begonnen haben, so CBC. Die Brüder wuchsen bei ihrem Vater in der Stadt und ihren Großeltern in einem Reservat auf.

Kanada: Verdächtiger nach Festnahme tot

Die nach einer Serie von Messerangriffen mit zehn Toten in Kanada wegen Mordverdachts gesuchten Brüder sind tot. Die Polizei nahm den jüngeren der beiden Männer in der Nähe des Dorfes Rosthern in der Provinz Saskatchewan fest – und teilte wenige Stunden später mit, der 30-Jährige sei nach einem „medizinischen Notfall“ im Krankenhaus gestorben. Die Leiche des ein Jahr älteren Bruders war bereits Anfang der Woche gefunden worden und wies den Ermittlern zufolge Verletzungen auf, die er sich vermutlich nicht selbst zugefügt hatte. Die zwei Männer sollen für die Bluttaten im Reservat James Smith Cree First Nation und im Dorf Weldon verantwortlich sein, bei denen zehn Menschen getötet und 18 verletzt worden waren.

Bruder tot aufgefunden

Der bereits am Montag gefundene Verdächtige hatte „sichtbare Wunden, von denen wir im Moment nicht glauben, dass er sie sich selbst zugefügt hat“, sagte die leitende Ermittlerin Rhonda Blackmore am Montag (Ortszeit) in Regina, der Hauptstadt der Provinz Saskatchewan. Die Leiche des 31-Jährigen sei in hoch gewachsenem Gras im Indigenenreservat James Smith Cree Nation gelegen, in der Nähe eines Hauses, in dem die Polizei ermittelte. Die Ermittler vermuten, dass die beiden Brüder für die Morde an zwei Orten in dem Reservat und im Dorf Weldon verantwortlich sind. Dabei wurden zehn Menschen getötet und 18 verletzt.

Motiv unklar

Die Polizei machte zu einem Motiv bisher keine Angaben. Die Hintergründe „werden womöglich nie geklärt werden“, sagte eine Polizeisprecherin nach dem Tod des zweiten Mordverdächtigen. Geklärt werden müsse, ob die beiden Brüder womöglich Helfer hatten. „Es hat den Anschein, dass einige der Opfer gezielt und einige zufällig ausgewählt wurden“, sagte Blackmore bereits am Montag. „Daher wäre es zum jetzigen Zeitpunkt äußerst schwierig, ein Motiv zu nennen.“

Haus von außen, Szene einer Messerattacke
AP/The Canadian Press/Heywood Yu
Eines der Häuser, in denen es zu den Messerattacken kam

In einer Erklärung der indigenen Vertreter hieß es, dass die Angriffe möglicherweise mit Drogen im Zusammenhang stehen. „Das ist die Zerstörung, die wir erleben, wenn gefährliche illegale Drogen in unsere Gemeinschaften gelangen“, sagte die Federation of Sovereign Indigenous Nations. Die Gruppe vertritt 74 indigene Gruppen in Saskatchewan.

Bobby Cameron, der die Indigenenorganisation Federation of Sovereign Native Nations (FSIN) in der Provinz vertritt, rief die Bevölkerung von Saskatchewan auf, „alle relevanten Informationen, die Sie haben, zu teilen“. „Die Ungewissheit sorgt weiterhin für unermesslichen Stress und Panik bei unseren Familien, Freunden und Nachbarn. Sie haben bereits genug gelitten“, fügte er hinzu.

Wiederholt schwere Gewalttaten

Bei den meisten Opfern handelt es sich um Indigene. In Kanada machen diese etwa fünf Prozent der 38 Millionen Einwohner aus. Viele leben in Gemeinden, die häufig von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Region stehen unter Schock.

„Niemand in dieser Stadt wird jemals wieder ruhig schlafen. Sie werden Angst haben, ihre Türen zu öffnen“, sagte Ruby Works, die in Weldon lebt, der Zeitung „Saskatoon StarPhoenix“. „Ich trauere, ich bin wütend“, sagte Melissa Harp, eine andere Bewohnerin, die ihren Schwager bei den Angriffen verloren hatte, der Zeitung „La Presse“.

Kanada wurde in den vergangenen Jahren wiederholt von schweren Gewalttaten erschüttert. 2020 hatte ein als Polizist verkleideter Mann an verschiedenen Orten in der Provinz Nova Scotia 22 Menschen erschossen. In Toronto hatte 2018 ein Mann mit einem Kleinbus zehn Menschen totgefahren und 16 weitere verletzt. Eine der Verletzten starb drei Jahre später an ihren Verletzungen.