Trauernde vor dem Buckingham Palast in London
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Trauer um Queen

Großbritannien steht still

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. steht Großbritannien still. Die Fahnen auf offiziellen Gebäuden wehen auf halbmast. Aus Respekt vor der verstorbenen Königin wurden für Freitag geplante Streiks abgesagt. Für Sportveranstaltungen heißt es „bitte warten“. Auch sonst scheint das öffentliche Leben eingeschränkt.

Die britische Regierung rief am Freitag offiziell den Beginn der nationalen Trauerphase aus. Diese gilt bis zum Ende des Tages, an dem das Staatsbegräbnis stattfindet, wie die Regierung mitteilte. Sie gab zugleich eine mehrseitige Handlungsempfehlung aus, in der erläutert wird, wie etwa Geschäftsinhaber, Privatpersonen, öffentliche Einrichtungen und Organisationen ihrer Trauer Ausdruck verleihen können.

So müssen zum Beispiel Veranstalter ihre Unterhaltungs- oder Sportereignisse nicht absagen oder verschieben, können das aber, wenn sie es für angemessen halten. Zahlreiche Veranstaltungen wurden auch abgesagt oder verschoben. Aufgelistet in den Empfehlungen sind auch zentrale Orte, an denen Blumen niedergelegt werden können. In London etwa soll unweit des Buckingham-Palasts ein Blumengarten im Green Park eingerichtet werden.

Trauernde legen vor dem Buckingham-Palast Blumen nieder
Reuters/Henry Nicholls
Trauernde legen vor dem Buckingham-Palast Blumen nieder

Königliche Trauerphase „bis sieben Tage nach Begräbnis“

Die Länge der nationalen Trauerphase müsse nicht mit der des Königshauses übereinstimmen, erläuterte die Regierung in ihrem Schreiben. In einer Mitteilung des Palasts von Freitag hieß es, es sei der Wunsch des neuen Königs Charles III., dass eine Phase der königlichen Trauer „von jetzt bis sieben Tage nach dem Begräbnis der Queen“ beachtet werde. Bis dahin sollen auch die Flaggen an den königlichen Schlössern auf halbmast wehen, mit Ausnahme der Königlichen Standarte, wenn der König anwesend ist.

Die Königsfamilie hat bisher kein konkretes Datum für die Beisetzung Elizabeths genannt. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass das Begräbnis ungefähr elf Tage nach dem Tod der am Donnerstag verstorbenen Königin stattfinden wird. Das wäre Montag, der 19. September. Die britische Botschaft in Wien hat ein Kondolenzbuch in der Botschaftsresidenz in der Metternichgasse im dritten Bezirk aufgelegt – mehr dazu in wien.ORF.at.

Das Bild von Queen Elizabeth II. auf einer Werbetafel eines Einkaufszentrum in Nottingham
AP/PA/Mike Egerton
Das Bild von Queen Elizabeth II. auf einer Werbetafel eines Einkaufszentrums in Nottingham

Unternehmen können Mitarbeitern freigeben

Der Tag der Beerdigung wird ein Staatstrauertrauertag sein, aber die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen sind nicht gezwungen, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen freien Tag zu gewähren, wie der britische „Mirror“ berichtet. Die Geschäfte werden geschlossen oder nur zu eingeschränkten Zeiten geöffnet sein.

Aber es ist Sache der einzelnen Unternehmen zu entscheiden, ob sie geöffnet bleiben oder den Mitarbeitern freigeben. Bei Pubs ist es ähnlich. Hier liegt es ebenfalls im Ermessen des Besitzers bzw. der Besitzern, zu schließen und den Angestellen freizugeben. Die Londoner Börse soll zumindest am Tag der Beerdigung geschlossen bleiben, so der „Mirror“ weiter.

Regierung für geöffnete Schulen

Die Schulen sollen laut der Zeitung während der Trauerzeit geöffnet bleiben. Die Schulleiter und -leiterinnen werden allerdings vom Bildungsministerium noch darüber informiert, ob es nicht doch Schließtage während der nationalen Trauerzeit geben soll, heißt es weiter. Die Regierung spricht sich dafür aus, dass die Schulen den Großteil der Trauerzeit geöffnet bleibt. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass Schüler und Schülerinnen am Tag der Beerdigung frei bekommen.

Flagge auf Halbmast in Westminster Abbey
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Flagge auf halbmast auf der Westminster Abbey

Theater müssen nicht sperren. Sie können ihre Stücke weiter aufführen, sollen allerdings die Lichter dimmen und eine Schweigeminute vor Beginn der Veranstaltung abhalten. Auch die britische Hymne soll gespielt werden, und vor den Aufführungen soll man die Möglichkeit haben, sich in ein Kondolenzbuch einzutragen. TV-Sender, allen voran die BBC, passen ihr Programm dem Anlass entsprechend an. Die BBC nimmt etwa alle Komödien aus dem Programm.

Post- und Bahnbedienstete setzten Streik aus

Aus Rücksicht auf den Tod der Queen setzten die Beschäftigten der Post und der Bahn in Großbritannien ihre geplanten Streiks aus. Bei der Post stand am Freitag eigentlich die Fortsetzung eines 48-Stunden-Ausstands an, dieser sei jedoch „aus Respekt“ vor der Königin abgesagt worden, teilte die Gewerkschaft CWU mit.

Ein weinender Sicherheits-Mann vor dem Buckingham Palast
Reuters/Toby Melville
Ein trauernder Bobby vor dem Buckingham Palace

Auch die Bahngewerkschaft RMT erklärte, ihre für kommende Woche geplanten Proteste würden nicht stattfinden. RMT reihe sich in die gesamte Nation ein, um der Königin „die Ehre zu erweisen“, hieß es zur Begründung. Die Verkehrsgewerkschaft TSSA sagte ihrerseits ebenfalls Streiks ab, die später im September stattfinden sollten. Die Lokführergewerkschaft ASLEF schloss sich an.

In Großbritannien gibt es seit Monaten auf breiter Front Proteste gegen die hohen Lebenshaltungskosten – viele Beschäftigte fordern daher höhere Löhne und unterstreichen das mit Arbeitskämpfen und Demonstrationen.

Sportveranstaltungen abgesagt bzw. unterbrochen

Auch zahlreiche Sportveranstalter reagierten auf den Tod der Queen und sagten geplante Wettkämpfe ab bzw. unterbrachen sie. Betroffen sind davon unter anderem ein Golfturnier, Pferderennen und Rugby-Spiele. Unter anderem finden am Wochenende inklusive Montagabend keine Spiele der englischen Premier League statt – mehr dazu in sport.ORF.at. Die Veranstalter der BMW PGA Championship in Wentworth unterbrachen das Turnier nach Bekanntwerden des Todes am Donnerstag und wollten den Golfplatz am Freitag geschlossen lassen.

Nach Angaben der US-Nachrichtenagentur AP wurden Pferderennen am Donnerstag abgebrochen und die für Freitag geplanten Wettkämpfe abgesagt. Nationale Rugby-Spiele sollten am Wochenende nicht stattfinden. Die Veranstalter der Tour of Britain sagten zunächst die Freitag-Etappe der Radrundfahrt ab und erklärten das Rennen am späten Abend schließlich für beendet. Die Etappen am Wochenende finden ebenfalls nicht mehr statt.

Drehpause für „The Crown“

Als Reaktion auf den Tod von Elizabeth II. wurde auch eine Drehpause für die sechste Staffel der Netflix-Serie „The Crown“ beschlossen. Als „Zeichen des Respekts“ werde man die Produktion vorübergehen ruhen lassen, wie ein Sprecher am Freitag mitteilte.

Sendungshinweis

Der ORF ändert in memoriam Queen Elizabeth sein Programm und widmet sich ausführlich dem Leben der Queen und den Geschehnissen nach ihrem Tod – mehr dazu in tv.ORF.at.

Seit 2016 blickt Netflix mit seiner preisgekrönten Serie hinter die Kulissen des Buckingham-Palasts. Die beiden ersten Staffeln schildern die jungen Jahre der Queen zwischen Familienskandalen und politischen Krisen. In der anstehenden fünften Staffel geht es voraussichtlich ab November 2022 um die frühen 1990er, in denen sich die Beziehung von Prinz Charles und Lady Diana weiter verschlechterte.