Documenta will umstrittene Arbeiten nicht zurückziehen

Während der documenta in Kassel ist erneut eine offene Auseinandersetzung über kritisierte Kunstwerke ausgebrochen. Nach der jüngsten Kritik wegen als antisemitisch eingeschätzter Kunstwerke hält die künstlerische Leitung an den Arbeiten fest. Auch die documenta-Spitze will nicht handeln.

Zuvor hatte das von den documenta-Gesellschaftern eingesetzte Expertengremium zur Aufarbeitung der Antisemitismusvorwürfe gegen die Weltkunstschau in Kassel gefordert, propalästinensische Propagandafilme nicht mehr zu zeigen.

In einer Stellungnahme der documenta für das Kunstmagazin „Monopol“ hieß es: „Die Geschäftsleitung der documenta und Ruangrupa haben die Einschätzung des Expert*innengremiums zur Kenntnis genommen. Der Empfehlung einer vorübergehenden Entnahme der Arbeit ‚Tokyo Reels‘ von Subversive Film aus der Ausstellung möchte Ruangrupa, denen als Künstlerische Leitung der Documenta Fifteen die alleinige Entscheidung darüber zusteht, nicht nachkommen.“

„Documenta hat Ansehen Deutschlands geschadet“

Das Gremium zur Aufarbeitung der Antisemitismusvorwürfe gegen die Weltkunstschau fordert, propalästinensische Propagandafilme auf der Ausstellung nicht mehr zu zeigen. So sei es die dringlichste Aufgabe, die Vorführung eines Beitrags des Kollektivs Subversive Film zu stoppen, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten ersten Einschätzung des Beirates.

Deutliche Kritik kam ebenfalls vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. „Die Ausstrahlung der Propagandafilme ‚Tokyo Reels‘ muss sofort beendet werden. Mit ihrer Tirade zeigen die Kuratoren und Künstler, dass sie wissenschaftliche Befunde nur respektieren, wenn sie in ihr Weltbild passen“, teilte er mit.

Es sei Aufgabe der Gesellschafter und der politisch Verantwortlichen, deutliche Konsequenzen aus den Ergebnissen des Expertengremiums zu ziehen. „Diese documenta hat dem Ansehen Deutschlands geschadet“, so Schuster.