Bangladesch: „Höchst prekäre“ Lage in Lederindustrie

Eine neue Studie zeigt laut der Organisation Südwind große Risiken für Arbeiterinnen und Arbeiter sowie eine starke ökologische Belastung in der exportorientierten Lederindustrie in Bangladesch auf. Dazu zählen auffallend niedrige Löhne, Gesundheitsrisiken durch unsichere Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung und erzwungene Überstunden.

In die Recherche der Südwind-Partnerorganisation Bangladesh Labour Foundation (BLF) wurden 120 Gerbereiarbeiterinnen und -arbeiter aus 26 Gerbereien einbezogen.

„Einkäufer, die Waren aus Bangladesch beziehen, scheinen alle Sicherheitsrisiken, Arbeitnehmerrechte und Umweltrisiken zu ignorieren. Lederarbeiter werden dadurch in höchst prekäre Situationen gebracht“, so Ashraf Uddin Mukut, geschäftsführender Direktor der BLF.

Fehlende Schutzkleidung und große Gesundheitsrisiken

Aus der Umfrage geht hervor, dass 111 der 120 befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keinen Arbeitsvertrag haben – 95 Prozent aller Befragten haben somit keinen formellen Beschäftigungsnachweis. 75 Prozent der Befragten würden ohne angemessene Schutzausrüstung arbeiten und 79 Prozent seien nicht darin geschult, wie man Chemikalien sicher verwendet.

Eine große Anzahl der Befragten leide zudem unter gesundheitlichen Problemen: 28 Prozent geben an, Hautkrankheiten zu haben, 13 Prozent unter Kurzatmigkeit, 32 Prozent unter Magenbeschwerden und zwei Drittel unter Kopfschmerzen zu leiden.

Der nationale Mindestlohn für Gerbereiarbeit liegt bei 13.500 Taka (rund 143 Euro) pro Monat. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, unterhalb dieses Minimums bezahlt zu werden. Zudem seien die Umweltauswirkungen enorm: Im März 2022 sah sich das Umweltministerium gezwungen, aufgrund der Verschmutzung des Dhaleshwari-Flusses die Schließung von gleich sieben Gerbereien anzuordnen.