Pelosi sagt Armenien Hilfe im Konflikt mit Aserbaidschan zu

Die US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi hat bei ihrem Besuch in Armenien das Nachbarland Aserbaidschan für die jüngsten Zusammenstöße beider Länder verantwortlich gemacht. Die Präsidentin des US-Repräsentantenhauses sprach gestern in Armeniens Hauptstadt Jerewan von „illegalen und tödlichen Angriffen durch Aserbaidschan auf armenisches Gebiet. Wir verurteilen diese Angriffe scharf“, sagte die Politikerin, die der Demokratischen Partei von Präsident Joe Biden angehört.

„Das wurde von den Aserbaidschanern begonnen, und das muss anerkannt werden.“ Pelosi sagte, die USA seien bereit, Armenien im weltweiten Ringen von Demokratien und Autokratien zu unterstützen. Die Parteinahme Pelosis löste eine scharfe Reaktion Aserbaidschans aus. „Die unbegründeten und unfairen Anschuldigungen sind inakzeptabel“, erklärte das Außenministerium in Baku.

Armenien macht Enttäuschung über Russland Luft

Die Region gilt traditionell als Einflussgebiet Russlands, das in dem Konflikt in der Vergangenheit vermittelt hatte und mit den Armeniern in einem Militärbündnis verbunden ist. Zuletzt war in Armenien jedoch Enttäuschung über die Rolle Russlands laut geworden. „Wir sind natürlich sehr unzufrieden. Unsere Erwartungen waren nicht gerechtfertigt“, hatte Parlamentspräsident Alen Simonjan gesagt.

Die von Russland angeführte Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) erweise sich als zahnloser Tiger. Aserbaidschan, das an Russland grenzt und wie Armenien eine ehemalige Sowjetrepublik ist, hatte sich vor rund 20 Jahren aus dem Bündnis verabschiedet und steht dem NATO-Mitglied Türkei nahe.

200 Tote bei Gefechten

Bei Gefechten zwischen armenischen und aserbaidschanischen Kräften waren in der vergangenen Woche mehr als 200 Menschen getötet worden. Der neuerliche Gewaltausbruch entzündete sich im jahrzehntealten Konflikt um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region Bergkarabach.

Völkerrechtlich gehört das Gebiet zu Aserbaidschan, von dem es sich aber 1991 losgesagt hatte. Der Konflikt war 2020 zu einem Krieg eskaliert, der nach sechs Wochen mit einer von Russland vermittelten Waffenruhe beendet wurde. Für die neuerlichen Kämpfe geben sich beide Seiten gegenseitig die Schuld.