Blumen vor Westminster Abbey,
Reuters/Tom Nicholson
Historische Trauerfeier

Queen Elizabeth II. wird beigesetzt

Eineinhalb Wochen nach ihrem Tod wird Queen Elizabeth II. am Montag nach einem großen Staatsakt in der Londoner Westminster Abbey auf Schloss Windsor im Kreis der Königsfamilie beigesetzt. Vor dem Staatsbegräbnis trafen am Vorabend Staatsgäste aus aller Welt in London ein, zudem werden die Straßen der Hauptstadt mit Hunderttausenden Menschen gesäumt sein.

In mehreren aufwendig choreografierten Prozessionen wird der Sarg zunächst vom Parlament zur Trauerfeier in die Abbey gebracht, von dort geht es weiter zum Wellington Arch und nach einer Überführung per Leichenwagen nach Windsor in die St.-Georgs-Kapelle des dortigen Schlosses. In einer Seitenkapelle der Kirche wird die Queen am Abend im engsten Familienkreis an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Ehemannes Prinz Philip beigesetzt. Gegen 6.30 Uhr (Ortszeit) wurde die Westminster Hall zunächst für die Öffentlichkeit geschlossen.

An den Trauerzügen durch London und Windsor nehmen neben Hunderten Militärangehörigen, Polizistinnen und Polizisten sowie Mitarbeitern des Gesundheitsdienstes NHS auch König Charles III., Thronfolger Prinz William und Prinz Harry teil. Die Royals werden dem Sarg zu Fuß durch die von Zigtausenden Menschen gesäumten Straßen folgen. In der Londoner Innenstadt werden zu dem Jahrhundertereignis bis zu eine Million Menschen erwartet, das Begräbnis wird zudem im TV, an zahlreichen öffentlichen Orten sowie in einigen Kinos zu sehen sein.

Bilder Queen auf Displays nahe der Tower Bridge
APA/AFP/Loic Venance
Königreich in Trauer: Die verstorbene Queen ist in Großbritannien allgegenwärtig – hier nahe der Londoner Tower Bridge

Auch Williams Kinder, Prinz George (9) und Prinzessin Charlotte (7), nehmen an der Trauerfeier teil. Das geht aus dem Programm des Gottesdiensts in der Westminster Abbey hervor. Demnach schließen sich die beiden der Prozession hinter dem Sarg innerhalb der Kirche an. Der 19. September ist heuer offizieller Feiertag, die Schulen sind geschlossen, die meisten Briten haben frei.

TV-Hinweis

Der ORF übertragt die Beerdigung der Queen samt Trauerfeier ab 9.10 Uhr in ORF2.

Programm seit Jahrzehnten vorbereitet

Das Staatsbegräbnis ist der Höhepunkt einer Trauerperiode mit einem Programm, das seit Jahrzehnten bis ins Detail vorbereitet wurde. Nachdem die Queen am 8. September auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben war, wurde der Sarg zunächst nach Edinburgh gebracht. Seit Mittwoch war er in der Westminster Hall für Trauernde zugänglich.

Blumen für die Queen Green Park in London
APA/AFP/Loic Venance
Blumenmassen für die Queen im Green Park in London

Vor dem historischen Anlass reihten sich am Wochenende noch einmal Tausende Menschen in die Warteschlange der Trauernden ein. Über Stunden trotzten sie am Wochenende der nächtlichen Kälte in London, um den Sarg der Königin zu sehen. Sonntagabend wurde die Warteschlange geschlossen, es wurden keine weiteren Menschen mehr zugelassen. In der Nacht brauchten fast 100 Menschen medizinische Hilfe, neun seien ins Krankenhaus gebracht worden, berichtete die Nachrichtenagentur PA. Zuletzt betrug die Wartezeit acht Stunden, zwischenzeitlich standen die Menschen mehr als 20 Stunden an.

Noch am Sonntagabend bedankte sich Charles für die große Anteilnahme nach dem Tod seiner Mutter. „Meine Frau und ich waren tief berührt von den vielen Kondolenzbotschaften und der Unterstützung, die wir aus dem ganzen Land und aller Welt in den vergangenen zehn Tagen bekommen haben“, sagte der Monarch einer Mitteilung des Buckingham-Palastes zufolge. Am Abend veröffentlichte der Palast noch ein neues Bild der Queen aus diesem Sommer.

Staatsgäste aus aller Welt erwartet

Zu der Trauerfeier in der Westminster Abbey um die Mittagszeit werden Hunderte Staats- und Regierungschefs, gekrönte Häupter und Würdenträger erwartet. Dazu gehören US-Präsident Joe Biden, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der französische Präsident Emmanuel Macron, der japanische Kaiser Naruhito und auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Brigitte Macron
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Macron und seine Frau Brigitte nahmen auch am Sarg Abschied

Für den gigantischen Staatsakt koordinieren Polizei, Geheimdienste und Anti-Terror-Einheiten in Großbritannien eine der größten Sicherheitsoperationen, die die Hauptstadt je erlebt hat. Über 10.000 Mitglieder des britischen Militärs sollen im Einsatz sein. „Es ist enorm“, sagte der Chef des Verteidigungsstabes, Admiral Tony Radakin, der BBC.

Staatsgäste erwiesen Queen letzte Ehre

Am Abend vor dem Staatsbegräbnis traf am Sonntag Bundespräsident Van der Bellen gemeinsam mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs sowie gekrönten Häuptern aus aller Welt zu einem Empfang im Buckingham-Palast ein. Beim Staatsempfang tauschte sich Van der Bellen mit dem britischen Königspaar und anderen Staatsoberhäuptern aus, wie eine Sprecherin mitteilte. Er war auch bei der öffentlichen Aufbahrung.

Auf Fernsehbildern war unter anderem zu sehen, wie der frühere spanische König Juan Carlos an einem Stock die Stufen zum Schloss hinaufging. Auch sein Sohn König Felipe VI. und Königin Letizia sowie das schwedische Königspaar Carl Gustav XVI. und Silvia und Königin Margrethe II. von Dänemark gehörten zu den Gästen.

Biden und Selenska sichtlich bewegt

Später trafen auch Frankreichs Präsident Macron, US-Präsident Biden und der japanische Kaiser Naruhito mit ihren Partnerinnen ein. Biden und seine Ehefrau Jill nahmen am aufgebahrten Sarg persönlich Abschied. Die Königin habe Würde vermittelt und vor allem den Gedanken zu dienen, sagte Biden. „Es ist ein Verlust, der ein riesiges Loch hinterlässt.“

Sichtlich bewegt erwies auch die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska, der verstorbenen britischen Königin die letzte Ehre. Gemeinsam mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal neigte sie auf einer Empore in Westminster Hall den Kopf vor dem aufgebahrten Sarg der Queen.