Ein Arbeiter am Hochofen
APA/Hans Klaus Techt
Metaller beginnen

Auftakt zu schwieriger Herbstlohnrunde

Am Montag starten die Metaller in die neue Herbstlohnrunde. Dass sie so einfach über die Bühne geht wie in den vergangenen Pandemiejahren, ist unwahrscheinlich. Die Gewerkschaft fordert einen Reallohnzuwachs, die Arbeitgeber fürchten hohe Abschlüsse wegen der Teuerung. Einen Vorgeschmack auf die Verhandlungen gaben am Wochenende Demos der Beschäftigten.

In der Wirtschaftskammer in Wien kommen Gewerkschaft und Arbeitgeber der Metalltechnischen Industrie am Montag zur Übergabe der Forderungen zusammen. Es geht um rund 180.000 Beschäftigte, die Metaller haben oft Vorbildwirkung für die folgenden Lohnrunden.

Ausgangsbasis ist die zurückliegende Jahresinflation von 6,3 Prozent. Dazu kommt traditionell noch der Produktivitätszuwachs. Die Gewerkschaft wollte im Vorfeld nicht preisgeben, wie viel genau sie erwartet. Im Ö1-Morgenjournal sagte Chefverhandler Rainer Wimmer aber, man fordere einen Reallohnzuwachs, „alles andere ist für uns undenkbar“. Das könne bis zur Forderung nach einem Plus von zehn Prozent gehen, wie sie der SPÖ-Pensionistenverband für sich gefordert hatte. Das sei „eine sehr gute Forderung“, die er „voll und ganz unterstütze“, so Wimmer.

Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) nannte zudem eine Steigerung des Mindestlohns auf 2.000 Euro brutto als Ziel. Derzeit würden von den rund vier Millionen Arbeitnehmern noch 180.000 weniger als 1.700 Euro brutto verdienen. In der Metalltechnischen Industrie mit ihren vergleichsweise hohen Löhnen und Gehältern für die rund 137.000 Beschäftigten liegt der Bruttomindestlohn jetzt schon bei 2.090 Euro.

Industrie will nicht alles schultern

Christian Knill von der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer (WKO) ließ wissen, dass die Arbeitgeber nicht alles schultern könnten, was die Teuerung mit sich bringe. Der Staat habe bereits entlastet, das müsse in die Verhandlungen fließen.

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher wünschte sich am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ eine Balance bei den Verhandlungen. Man müsse die Kaufkraftstabilität bewahren und gleichzeitig die gesamtwirtschaftliche Lage berücksichtigen und dürfe die Inflation nicht weiter anheizen. Dafür habe die Regierung mit dem Antiteuerungspaket eine Reihe von Signalen an die Verhandler gesandt. Kocher appellierte zudem an die Solidarität, „aber auch natürlich den Populismus etwas hintan(zu)stellen“.

Kocher zu den Lohnverhandlungen

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher wünscht sich bei den Lohnverhandlungen eine ausgeglichene Balance, wie er in der „Pressestunde“ sagte

Er erwarte einen höheren Abschluss als in den vergangenen Jahren, als aufgrund der Pandemie die Verhandlungen konziliant und schnell über die Bühne gingen. Die Frage sei aber „natürlich auch: Wie hoch kann das gehen? Die Unternehmen sind aufgrund der schwierigen Lage natürlich auch durch die massiven Preisanstiege, gerade bei Energie, bei Energieversorgern betroffen. Das heißt, wenn die Preise und die Löhne zu stark nach oben gehen, dann kommen Schwierigkeiten, und Unternehmen können am Markt nicht bestehen“, so Kocher.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian während einer Demonstration des ÖGB
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Am Samstag rief der ÖGB zu bundesweiten Demos auf

Van der Bellen unterstützte Demos

Im Vorfeld der Forderungsübergabe hatte der ÖGB für Samstag bundesweit zu Demonstrationen aufgerufen. Gefordert wurden nicht nur höhere Löhne, sondern auch Maßnahmen gegen die Inflation sowie eine Übergewinnsteuer. Laut ÖGB-Angaben nahmen österreichweit 32.000 Menschen an der Demo teil, laut inoffiziellen Polizeizahlen waren es 12.000.

Der ÖGB bekam zu den Großdemonstrationen Unterstützung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen: Er unterstütze die Anliegen der Kundgebungen, schrieb er auf Twitter. Die grassierende Teuerung und ihre Folgen setzten viele Arbeitnehmer stark unter Druck. „So wie wir als Gemeinschaft regulierend in die Energiepreise eingreifen, müssen wir auch eine soziale Absicherung gegen die Teuerung schaffen.“ Die FPÖ warf Van der Bellen per Aussendung Heuchelei vor.

Am Montag starten auch die Kollektivvertragsverhandlungen des privaten Gesundheits- und Sozialbereichs mit rund 130.000 Beschäftigten. Die letzten Verhandlungen fanden 2020 statt, damals wurde die generelle 37-Stunden-Woche in der Branche eingeführt.