Da hatte auch die Queen selbst konkrete Vorstellungen. „Die Königin will und wollte nicht das, was man lange, langweilige Gottesdienste nennt“, sagte der frühere Erzbischof von York, John Sentamu. Das habe die Queen ihm selbst gesagt. Am Trauergottesdienst in Westminster Abbey, geleitet vom Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, haben neben der royalen Familie 2.000 Staatsgäste teilgenommen.
Unter den Staatsgästen waren US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der japanische Kaiser Naruhito mit ihren jeweiligen Partnerinnen. Mehrere Staaten, zu denen Großbritannien schlechte oder gar keine Beziehungen hat, wurden nicht eingeladen, dazu zählte etwa Russland.
Das Kommen des japanischen Kaiserpaars war eine besondere Ehre für die Queen. Sie nehmen üblicherweise nicht an Bestattungen teil. Auch die noch lebenden Ex-Premierminister sowie die amtierende britische Regierungschefin Liz Truss waren beim Gottesdienst dabei.
Urenkel verabschiedeten sich ebenfalls
König Charles III. wirkte ergriffen, als er mit seiner engsten Familie den geschmückten Sarg seiner Mutter durch die britische Hauptstadt geleitete. Der 73-Jährige hatte Tränen in den Augen. Auf dem Sarg thronte neben Staatskrone, Reichsapfel und Szepter auch ein persönlicher Brief von Charles an seine Mutter. „In liebevoller und treuer Erinnerung. Charles R.“ Das „R.“ steht für Rex, das lateinische Wort für „König“.
Abschied von Queen Elizabeth II.
Es war ein Jahrhundertspektakel mit viel Pomp und Zeremoniell: Großbritannien hat Abschied von Queen Elizabeth genommen – und die Welt war dabei.
Auch die Queen-Urenkel Prinz George (9), ein künftiger König, und Prinzessin Charlotte (7) reihten sich mit ihren Eltern Prinz William und Prinzessin Kate (beide 40) in die Trauerprozession ein, gefolgt von Prinz Harry und seiner Frau Herzogin Meghan.
Charlotte schaute viel zu Boden und trug einen schwarzen Hut mit Schleife über ihrem langen blonden Haar und einen Mantel, sie hielt ihre Hände vor sich gefaltet. George trug einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Ihr jüngerer Bruder Prinz Louis war nicht zu sehen. Königin Camilla, Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward nahmen ebenfalls am Trauerzug teil. Anne und Edward wurden von ihren Partnern begleitet.
Andrew und Harry nicht in Uniform
Prinz Andrew und Prinz Harry kamen wie erwartet nicht in Uniform. Dabei waren beide im Militäreinsatz, Andrew im Falkland-Krieg und Harry in Afghanistan. Allerdings sind sie keine aktiven Mitglieder der Royal Family mehr. Bei der Totenwache in der Westminster Hall waren sie zuvor ausnahmsweise in Uniform erschienen.
Der Dekan von Westminster, David Hoyle, würdigte den „selbstlosen Dienst“ der Königin. „Hier, wo Queen Elizabeth heiratete und gekrönt wurde, haben wir uns aus dem ganzen Land und dem Commonwealth und allen Ländern der Welt versammelt, um unseren Verlust zu betrauern und ihres langen, selbstlosen Lebens im Dienst zu gedenken.“ Als zum Abschluss des Gottesdienstes die Nationalhymne „God Save the King“ ertönte, wirkte Charles, der nicht mitsang, berührt.
Neben Prinz Philip beigesetzt
Nach dem Staatsakt in der Kirche wurde der Sarg der vor rund eineinhalb Wochen verstorbenen Monarchin in einer feierlichen Prozession zum Triumphbogen Wellington Arch gebracht. Ein gläserner Leichenwagen brachte den Sarg in das 35 Kilometer westlich von London gelegene Schloss Windsor. In einer Seitenkapelle der St George’s Chapel wurde sie am Abend im engsten Familienkreis gemeinsam mit ihrem im vergangenen Jahr verstorbenen Mann Prinz Philip beigesetzt.
Kommentatoren sprachen von einem beispiellosen Spektakel in der jüngeren britischen Geschichte. Das zweite Elisabethanische Zeitalter sei mit der Zeremonie geschlossen worden, kommentierten britische Medien.