Iran: Tote bei Protesten nach Tod junger Frau

Im Iran sind während Protesten wegen des ungeklärten Todes einer jungen Frau nach der Festnahme durch die Religionspolizei drei Menschen ums Leben gekommen. Das erklärten die iranischen Behörden und Menschenrechtsaktivisten gestern.

Menschen protestieren in Teheran
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Dem Gouverneur der Provinz Kurdistan zufolge seien die Todesfälle „verdächtig“ und nicht auf die Sicherheitskräfte zurückzuführen. „Ein Bürger wurde mit einer Waffe getötet, die nicht von den Sicherheitskräften benutzt wird“, sagte Esmail Sarei Kuscha.

Nach Angaben der kurdischen Menschenrechtsgruppe Hengaw wurden am Montag in Kurdistan drei Menschen getötet, nachdem die Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet hatten.

Von der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA hieß es, dass landesweit ein Polizist getötet und vier weitere Sicherheitskräfte verletzt wurden. In der nordöstlichen Pilgerstadt Maschhad sei zudem ein Polizist angezündet worden, bevor ihm Demonstranten mit Feuerlöschern zu Hilfe eilten, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim.

„Organisierte“ Proteste

Die iranischen Behörden machen eine orchestrierte Kampagne für die Proteste verantwortlich. Die Hauptelemente der Versammlungen am Montagabend in Teheran seien „komplett organisiert, trainiert und geplant, um Störungen in Teheran zu schaffen“, schrieb der Gouverneur der Hauptstadt, Mohsen Mansuri, in der Nacht auf gestern auf Twitter.

Menschen demonstrieren in Teheran
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Neue Demonstrationen

Die Proteste weiteten sich unterdessen auf 15 Städte aus. Die Polizei setzte Tränengas ein, um Ansammlungen von bis zu tausend Menschen aufzulösen, wie IRNA berichtete. Die Demonstrierenden blockierten laut den Angaben den Verkehr, warfen Steine auf Sicherheitskräfte, zündeten Polizeifahrzeuge und Mistkübel an und skandierten regierungsfeindliche Slogans.

Es war bereits die fünfte Nacht, in der protestiert wurde. Viele Demonstrantinnen nahmen als Zeichen des Protests ihr Kopftuch ab.

Proteste nach Tod von 22-Jähriger

Auslöser der Proteste ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die am Freitag in einem Krankenhaus in Teheran gestorben war. Sie war zuvor von der Religionspolizei festgenommen worden wegen des Vorwurfs, gegen die strengen Hidschab-Vorschriften verstoßen zu haben. In sozialen Netzwerken war spekuliert worden, Amini sei geschlagen worden.

Innenminister Abdolresa Rahmani Fasli und die Polizei wiesen diese Darstellung zurück. Dennoch leiteten die Behörden Ermittlungen ein. Auf Videos sind seitdem Proteste in mehreren Städten des Landes zu sehen, mit Frauen, die ihre Kopftücher demonstrativ abstreifen und ihre Haare abschneiden. Überprüfen lassen sich die Aufnahmen nicht.