Gräber nahe zurückeroberter Stadt gefunden

Nach der Entdeckung Hunderter Gräber und mehrerer „Folterräume“ in der zurückeroberten Region Charkiw im Osten der Ukraine sind ukrainische Streitkräfte womöglich auf weitere Gräber gestoßen. Behörden und Soldaten sprachen heute von bis zu hundert Leichen in dem Ort Kosatscha Lopan nahe der russischen Grenze, ohne jedoch nähere Angaben zu machen.

Soldaten, die das Gelände bewachen, sagten der Nachrichtenagentur AFP, sie erwarten, die Leichen russischer und ukrainischer Kämpfer sowie örtlicher Zivilisten zu finden.

Mutmaßliches Massengrab

Das mutmaßliche Massengrab liegt Armeeangaben zufolge auf dem Gelände einer stillgelegten Geflügelfabrik, das vor der ukrainischen Rückeroberung Anfang September von russischen Truppen als Stellung genutzt worden war. Forensische Gutachter zur Exhumierung der Leichen werden Ende der Woche erwartet, sobald das Gebiet von Minen und Sprengstoff gesichert ist.

Nach Angaben der Ortsverwaltung von Kosatscha Lopan hatten die ukrainischen Streitkräfte bereits im April versucht, das Gebiet zurückzuerobern, und dabei hohe Verluste erlitten. „Die Soldaten, die in unser Dorf kamen, sagten mir, sie hätten ein Soldatengrab gesehen“, sagte die örtliche Verwaltungschefin Ljudmila Wakulenko der AFP. Ihr zufolge vermutet die ukrainische Armee, die vermissten Soldaten seien in der stillgelegten Hühnerfabrik begraben worden.

Am Vortag sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Nachrichtensender CBS, die Ukraine habe „zwei weitere Massengräber gefunden, große Gräber mit Hunderten von Menschen“, wobei nicht sofort klar war, ob er sich dabei auf Kosatscha Lopan bezog.