Italienische Schlagernacht in Wien: „Nix sempre sempre“

In der Wiener Stadthalle ist gestern die „Notte italiana“, die „große italienische Schlagernacht“ über die Bühne gegangen. Und das nicht deshalb sehr langsam, weil das Alter des Publikums ebenso wie jenes der Sängerinnen und Sänger bis weit über 70 reichte.

Den Anfang machte Drupi, der mit Schnulzen wie „Piccola e fragile“ auf den Abend einstimmte. Auf den Sitzplätzen wurde mitgesummt, mitgeschunkelt und die Handytaschenlampen, mehr oder weniger im Takt, brav von links nach rechts geschwenkt. Doch spätestens am Ende des ersten Konzertes dürften einige halb taub geworden sein – war doch die Lautstärke um ein Vielfaches zu hoch, was sich im Laufe der insgesamt drei Konzerte immer wieder in hohen Verzerrgeräuschen der Lautsprecher bemerkbar machte.

Ricchi e Poveri ließen Italoherzen höher schlagen

Nach einer kurzen Pause folgte der zweite Aufritt. Ricchi e Poveri ließen die Italoherzen der Österreicherinnen und Österreicher höher schlagen. Die 1967 gegründete Popgruppe schmetterte gleich zu Beginn ihren Hit „Sara perche ti amo“ und verwandelte rund eine Stunde lang sogar die Treppen zur Tanzfläche. Wer nicht im Stehen tanzte (oder tanzen konnte), sang und klatschte eifrig im Sitzen mit.

Al Bano, Romina Power, Italienische Schlagernacht Wien
Tamara Sill (ORF.at)

Enttäuschte Fans

Den Höhepunkt des Abend hätten aber Al Bano & Romina Power (inklusive ihrer Kinder) bilden sollen. Als „erfolgreichstes italienisches Gesangsduo aller Zeiten“ angekündigt, enttäuschten sie ungeachtet ihrer ungebrochenen stimmlichen Qualitäten selbst die hartgesottensten Fans.

Statt Italopop lieferten sie eine krude Show aus Poetry-Slam, politischer Performance und Oper. Vermischt mit englischen und italienischen Liedern, die unterlegt mit Technobeats eher an Helene Fischer und Solariumbräune als an Sommer, Sonne, Strand erinnerten. Oder wie ein frustrierter Besucher in Hörweite an diesem Punkt seinen Unmut ausdrückte: „Nix mit sempre sempre.“

„Halleluja“

Nach und nach verließen die Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Plätze. Der einzige Grund, warum sich die Ränge nicht ganz leerten, war wohl das sture Warten auf Klassiker und die Hoffnung auf ein paar Minuten „Glücklichsein“.

„Felicita“ wurde tatsächlich noch ganz zum Schluss nachgeliefert, doch spätestens als die Textsicherheit des Publikums jene des Sängers überstieg, war – trotz Bühnenfontänen – auch das letzte Fünkchen Stimmung erloschen.

Nach geschlagenen vier Stunden bleibt also nur noch auf den Titel jenes Liedes zu verweisen, von dem niemand genau weiß, wie und warum es seinen Weg in die „italienische Schlagernacht“ gefunden hat: „Halleluja“.