Iran: Erstes Chamenei-Statement seit Beginn der Proteste

Zum ersten Mal seit Beginn der Proteste hat sich der oberste Führer des Iran zu Wort gemeldet. Ajatollah Ali Chamenei bezeichnete die Demonstrationen heute als Verschwörungsoperation der USA, Israels und der „iranischen Verräter im Ausland“. „Eine junge Frau ist ums Leben gekommen, und das war sehr bitter und bedauerlich“, sagte Chamenei.

Es sei aber weder normal noch akzeptabel, aus diesem Grund Korane, Moscheen, Autos und Banken zu verbrennen und den Frauen die Schleier vom Kopf zu reißen. „Diese Randale sind eine von den USA, dem zionistischen Regime (Israel, Anm.) und iranischen Verrätern im Ausland programmierte Operation, um die Sicherheit des Landes zu torpedieren“, sagte der Kleriker. Es gehe den USA und dem Westen weder um die im Polizeigewahrsam gestorbene Mahsa Amini noch um den Kopftuchzwang im Iran.

„Keiner in den USA trauert um die gestorbene Frau, sondern es geht hier lediglich um die Unabhängigkeit der islamischen Republik und ihren Widerstand (gegen die USA, Anm.)“, sagte Chamenei im Staatssender IRIB.

Die 22-jährige Amini wurde Mitte September wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ von der Sittenpolizei festgenommen. Sie starb in Polizeigewahrsam. Seither kommt es landesweit zu Protesten.

Proteste an Uni in Teheran: Kein Unterricht

Nach den heftigen Unruhen in der Universität Scharif in Teheran wurde der Unterricht unterdessen bis auf Weiteres eingestellt. Nach Angaben des Nachrichtenportals Aftab News wird der Unterricht in der iranischen Hochschule nur noch online stattfinden. Studierenden zufolge ist das wegen der Internetsperren, die im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten verhängt wurden, derzeit kaum machbar.

Gestern Abend waren Sicherheitskräfte örtlichen Medienberichten zufolge mit Gewalt gegen Studierende und Lehrkräfte vorgegangen. Polizisten und Milizen riegelten den Campus in der Nacht ab.

Fußballmatches ohne Publikum

Die seit mehr als zwei Wochen anhaltenden Proteste im Iran haben nun auch die nationale Fußballliga des Landes beeinflusst. Die Spiele etwa der beiden Topteams Persepolis und Esteghlal Teheran fanden am Wochenende ohne Publikum statt, um weitere Proteste in den Stadien zu vermeiden. Das wirkte sich auch auf die Spieler aus.

"Die Spieler können sich einfach nicht mehr auf den Fußball konzentrieren, weil die Lage im Land halt auch nicht mehr normal ist, sagte Persepolis-Coach Jahja Golmohammadi. Im Asadi-Stadion in Teheran traten neun seiner Spieler mit Trauerflor an, um sich so mit den Demonstrierenden zu solidarisieren. Deswegen wurden sie vom Trainer und den Fans trotz der 0:1-Niederlage gegen Täbris gelobt.