Moskau bestätigt Einsatzbereitschaft von „Nord Stream 2“

Der mutmaßliche Sabotageakt gegen die „Nord Stream“-Pipelines hat nach Angaben aus Moskau offenbar die von Russland präferierte Leitung „Nord Stream 2“ verschont. „Was ‚Nord Stream 2‘ betrifft, so ist diese Pipeline bisher nach vorläufiger Einschätzung tatsächlich in technisch geeignetem Zustand“, sagte Russlands Energieminister Alexander Nowak heute im Staatsfernsehen. Er bot an, durch diese Leitung Gas nach Europa zu liefern.

Russland will in Aufklärung einbezogen werden

Zugleich forderte er eine Beteiligung Russlands an der Aufklärung der Lecks. Eine Einbeziehung Russlands sollte selbstverständlich sein, sagte auch der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow. Auch Russland sei an einer Aufklärung interessiert. „Bisher haben wir bei Pressekonferenzen in Dänemark und Schweden aber nur verstörende Aussagen gehört, dass jegliche Kooperation mit Russland ausgeschlossen ist.“

Die russische Regierung erwarte „einige Klarstellungen“ dazu. „Es muss dazu wirklich eine Untersuchung geben, natürlich mit der Beteiligung von Russland“, wurde auch Vizeaußenminister Sergej Werschinin von russischen Nachrichtenagenturen zitiert. Er appellierte an Deutschland, sich an dieser gemeinsamen Untersuchung zu beteiligen.

Die Federführung bei den Ermittlungen liegt bei Dänemark und Schweden, in deren Hoheitsgewässern die Lecks aufgetreten sind. Deutschland wirke an einem gemeinsamen Ermittlungsteam mit, wie eine Sprecherin des Innenministeriums sagte. Von einer Anfrage Russlands, daran beteiligt zu werden, sei ihr nichts bekannt. Die NATO, die europäischen Regierungen sowie auch Russland gehen davon aus, dass gegen die „Nord Stream“-Röhren ein Sabotageakt verübt wurde.

Estland fordert NATO-Überwachung

Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur forderte eine gemeinsame Pipeline-Unterwasserüberwachung der NATO und einen besseren Informationsaustausch. „Die NATO betreibt seit Jahren ‚air policing‘, also Luftraumüberwachung, über der Ostsee“, sagte Pevkur der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Onlineausgabe). „Wir sollten jetzt auch über ‚sub policing‘ nachdenken, also Unterwasserüberwachung.“

Während die Luft- und Landaufklärung der NATO bereits gut sei, habe das Verteidigungsbündnis zu wenige Informationen über die Meere – vor allem in der Tiefe. „Was die Meere angeht, wissen wir nur, was sich an der Oberfläche tut. Darunter wird’s schwierig“, sagte Pevkur.